Zwei Männer und drei Frauen haben bisher die Marathon-Olympianormen unterboten: Amanal Petros und Richard Ringer sowie Domenika Mayer, Fabienne Königstein und Deborah Schöneborn würden nach dem jetzigen Stand Ende Januar die deutschen Startplätze für die olympischen Rennen in Paris erhalten. Zudem wäre Haftom Welday über die Weltrangliste qualifiziert und könnte als dritter deutscher Läufer im Männerrennen starten. Doch in den kommenden zwei Monaten folgen ein paar Rennen, die durchaus noch für Bewegung im Kampf um die Olympia-Qualifikation sorgen können. Mit Valencia am 3. Dezember und dem Dubai-Marathon am 7. Januar stehen dabei zwei Läufe auf dem Programm, die in der Vergangenheit auf den sehr flachen Strecken einige der spektakulärsten Ergebnisse weltweit produziert haben.

 

Ein entscheidender Nominierungs-Stichtag ist der 30. Januar 2024. Nach diesem Datum vergibt World Athletics jeweils 64 der 80 Startplätze. Die verbleibenden jeweils 16 Männer und Frauen folgen dann Ende April. Der Marathon-Bundestrainer Matthias Kohls hatte bereits erklärt, dass er davon ausgeht, dass Ende Januar die deutschen Starter feststehen.

 

Richtig sicher sein bezüglich eines Olympia-Startplatzes kann sich eigentlich nur Amanal Petros. Der deutsche Rekordhalter vom SCC Berlin hatte sich Ende September in der deutschen Hauptstadt auf 2:04:58 Stunden verbessert, aber auch seine vorherige Zeit von 2:07:02 aus Hannover hätte sicherlich für einen Paris-Platz ausgereicht. Während sich Amanal Petros auf eine Titelverteidigung in Hannover vorbereitet – sein Start bei dem Frühjahrs-Marathon mit der Deutschen Meisterschaft am 14. April wurde heute bekannt gegeben -, läuft Richard Ringer (LC Rehlingen) am 3. Dezember in Valencia. Dort wird der Europameister versuchen, seine in Hamburg gelaufene Bestzeit von 2:08:08 zu unterbieten.

 

Auf der schnellen Strecke in Valencia startet zudem Haftom Welday (Hamburger Laufladen), der bei der WM im August in Budapest mit Rang 15 überzeugte. Er wäre nach dem jetzigen Stand auch über die Weltrangliste für Paris qualifiziert, jedoch hat die Zeit-Rangliste während des Qualifikationszeitraumes Priorität. Sollte also ein dritter deutscher Athlet bis Ende Januar unter der Norm von 2:08:10 bleiben, würde die Weltrangliste Haftom Welday nicht mehr helfen. Gleiches gilt, wenn sich 64 internationale Athleten bis Ende Januar über die Zeit qualifizieren (zurzeit sind es 52). Der Hamburger hat bisher eine Bestzeit von 2:09:06 und wird versuchen, in Valencia möglichst deutlich unter der Norm zu bleiben.

 

Die weltweit schnellste Strecke unter den Top-Marathonrennen ist sicherlich jene in Dubai. Die Höhenunterschiede auf der Strecke betragen maximal drei Meter. Nur vier Wenden, drei Bögen und eine Kurve sind auf den 42,195 km zu manövrieren. Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) will die superschnelle Strecke in Dubai nutzen, um die Olympia-Norm zu unterbieten. In Berlin hatte er sich Ende September bereits deutlich auf 2:08:28 verbessert. Dabei hatte er während des Rennens Pech, weil er mehrere Flaschen an den Verpflegungspunkten nicht erhielt.

 

Während Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) und Johannes Motschmann (SCC Berlin) auf den ursprünglich geplanten Start beim Valencia-Marathon verletzungsbedingt verzichten müssen und bis Ende Januar keinen Marathon mehr laufen werden, plant Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) zurzeit keinen „Last Minute“-Qualifikationsversuch. Gleiches gilt für Hendrik Pfeiffer (TK Pfeiffer), der sich in Berlin auf 2:08:48 gesteigert hatte, und auch für Sebastian Hendel (LG Braunschweig).

 

Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) ist im Rennen um die drei olympischen Startplätze bei den Frauen zurzeit in einer komfortablen Pole-Position. Mit ihrer Steigerung in Berlin auf 2:23:47 Stunden unterbot sie die internationale Norm von 2:26:50 deutlich und ist im Qualifikationszeitraum auch die derzeit mit Abstand schnellste deutsche Frau. Das könnte sich aber am 3. Dezember ändern, wenn Melat Kejeta (Laufteam Kassel) in Valencia startet. Stimmen Form und Wetterbedingungen sollte sie in der Lage sein, ihre Bestzeit von 2:23:57 sehr deutlich zu verbessern.

 

Neben Melat Kejeta wird in Valencia auch Rabea Schöneborn (SCC Berlin) an den Start gehen. Nach einer langen Verletzungspause war sie beim Berlin-Marathon noch nicht wieder in entsprechender Form und beendete das Rennen vorzeitig. In Valencia müsste sie wohl zumindest unter 2:25:48 laufen, um eine realistische Chance auf einen Olympia-Start zu haben. Das ist die Zeit, die Fabienne Königstein (MTG Mannheim) in Hamburg lief und mit der sie zurzeit die Nummer zwei ist im Rennen um die Paris-Tickets. Während Fabienne Königstein verletzungsbedingt auf den Frankfurt-Marathon verzichten musste und nicht bekannt ist, ob sie gegebenenfalls noch einen Marathon laufen würde, startet die derzeitige Nummer drei auf der Paris-Liste, Deborah Schöneborn (SCC Berlin), voraussichtlich beim Houston-Marathon am 14. Januar. „Debbie“ Schöneborn hatte sich in Sevilla in diesem Jahr auf 2:25:52 verbessert. Sie muss mit Blick auf Valencia aber davon ausgehen, dass diese Zeit nicht reichen wird. In Houston unternimmt auch Kristina Hendel (LG Braunschweig) noch einmal einen Qualifikationsversuch.

 

Zwei Tage vor Ablauf der ersten Qualifikationsfrist will Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) beim Osaka-Marathon am 28. Januar starten. Sie hat dadurch den Vorteil genau zu wissen, welche Zeit nötig ist, um noch den Sprung nach Paris zu schaffen. Allerdings ist das Rennen in Osaka ein reiner Frauen-Elitelauf, so dass männliche Tempomacher fehlen.

 

Ob Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) einen „Last-Minute“-Versuch startet, ist noch nicht bekannt.

 

Olympische Spiele 2024 in Paris – Athleten, die bisher die Norm unterboten haben:

 

Männer (Norm: 2:08:10):

Amanal Petros (SCC Berlin)                                     2:04:58            Berlin 2023

Richard Ringer (LC Rehlingen)                                 2:08:08            Hamburg 2023

 

Frauen (Norm: 2:26:50):

Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg)     2:23:47            Berlin 2023

Fabienne Königstein (MTG Mannheim)                    2:25:48            Hamburg 2023

Deborah Schöneborn (SCC Berlin)                          2:25:52            Sevilla 2023

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Foto: Sailer / photorun.net

Samuel Fitwi will die superschnelle Strecke des Dubai-Marathons am 7. Januar nutzen, um sich noch für Olympia zu qualifizieren. Amanal Petros braucht sich um das Paris-Ticket keine Sorgen mehr zu machen. Er bereitet sich stattdessen auf einen Start in Hannover vor. Hendrik Pfeiffer wird keinen Qualifikationsversuch mehr unternehmen und will ebenso in Hannover laufen. Foto: Victah Sailer / photorun.net