13. July 2022 | Running-News

WM-Vorschau (Teil 2): Die Bahnrennen der Frauen

Am Freitag beginnen in Eugene die zehntägigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften (15. bis 24. Juli). Zum ersten Mal finden die Titelkämpfe in den USA statt. Hier lesen Sie in vier Teilen die Vorschauen auf die Lauf-Wettbewerbe, von den 800 Metern bis zum Marathon.

 

 

10.000 m:

Finale: 16. Juli, 21.20 Uhr MESZ

 

Sifan Hassan wird kurzfristig entscheiden, über welche zwei Distanzen sie bei der WM startet. Die 10.000- und 5.000-m-Olympiasiegerin aus Holland, die in Tokio zudem Bronze über 1.500 m gewann, ist für alle drei Wettbewerbe gemeldet. Startet sie über die 25-Runden-Distanz, kommt es zu einem neuen Aufeinandertreffen mit der äthiopischen Weltrekordlerin Letesenbet Gidey. Während die erst 22-jährige Äthiopierin Ejgayehu Taye für eine Überraschung sorgen könnte, ist Margaret Kipkemboi die zurzeit schnellste Kenianerin. Gemeldet ist auch die 5.000-m-Weltmeisterin Hellen Obiri (Kenia). Sehr stark präsentierte sich in dieser Saison die Britin Eilish McColgan, die mit 30:19,02 Minuten die Jahresweltbestzeit hält. Man darf gespannt sein, wie sie sich gegen die Afrikanerinnen schlagen wird. Dies gilt auch für Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen), die bei Olympia vor einem Jahr einen beachtlichen achten Platz erreicht hatte. Es bleibt aber abzuwarten, wie sie sich nach einer Corona-Infektion im Juni erholt hat.

 

 

5.000 m

Vorläufe: 21. Juli, 1.25 Uhr MESZ

Finale: 24. Juli, 2.25 Uhr MESZ

 

Das 5.000-m-Rennen ist in der Breite der Spitze extrem stark besetzt. Zwar steht die Titelverteidigerin Hellen Obiri nicht auf der Startliste – die Kenianerin läuft die 10.000 m nachdem sie sich auf der Straße bereits auf längere Strecken konzentriert hatte -, doch es ist damit zu rechnen, dass Hollands Olympiasiegerin Sifan Hassan über 5.000 m läuft. Die Weltrekordlerin Letesenbet Gidey (Äthiopien) will offenbar auch die 5.000 m laufen, zudem steht ihre Landsfrau Ejgayehu Taye auf der Startliste. Sie hält mit 14:12,98 Minuten die aktuelle Weltjahresbestzeit. Es sind noch einige weitere starke Afrikanerinnen im Rennen, so dass es mit Ausnahme von Sifan Hassan für die stärksten Europäerinnen – dazu zählen neben Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) die Britin Eilish McColgan und die Norwegerin Karoline Grovdal – schwer werden wird, ganz vorne mitzulaufen. Vor drei Jahren in Doha hatte Konstanze Klosterhalfen überraschend die WM-Bronzemedaille gewonnen. Dieses Mal ist die Konkurrenz aber wohl stärker. Für Sara Benfares (LC Rehlingen) geht es darum, sich im Vorlauf gut zu schlagen und Erfahrungen zu sammeln. Alina Reh (SCC Berlin) hat sich gegen einen 10.000-m-Start bei der WM entschieden und läuft ebenfalls über 5.000 m. Sie bewies zuletzt aufsteigende Form, allerdings wird es schwierig, das Finale zu erreichen.

 

 

 

3.000 m Hindernis

Vorläufe: 16. Juli, 19.35 Uhr MESZ

Finale: 21. Juli, 4.45 Uhr MESZ

 

Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) mischte über Jahre hinweg immer wieder vorne mit bei den großen Titelkämpfen. Die zweimalige WM-Dritte (2015 und 2019) und amtierende Europameisterin konnte krankheitsbedingt erst später als ohnehin schon geplant in die Saison einsteigen und war dann noch weit weg von ihrer Bestform. Wenn sie sich in kurzer Zeit nicht noch deutlich steigern konnte, wird es schwer, überhaupt den Endlauf zu erreichen. Das gilt auch für Lea Meyer (ASV Köln), die sich in dieser Saison mehrfach verbesserte, 9:25,61 Minuten erreichte und sich damit für die WM qualifizierte. Das ist ein Erfolg für die Kölnerin, doch um ein großes Hindernis-Finale zu erreichen, ist in der Regel noch ein anderes Leistungsniveau nötig. Zwei Läuferinnen rannten bisher bereits Zeiten von unter neun Minuten in diesem Jahr: Winfred Yavi (Bahrain) und Norah Jeruto (Kasachstan) liefen 8:56,55 beziehungsweise 8:57,97. Sie gehören wie die Olympiasiegerin Peruth Chemutai (Uganda), die US-Läuferinnen Emma Coburn, Courtney Wayment und Courtney Frerichs sowie die Weltmeisterin und Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech zu den Favoritinnen, wobei die Kenianerin zuletzt nicht überzeugen konnte.

 

 

1.500 m

Vorläufe: 16. Juli, 3.10 Uhr MESZ

Halbfinale: 17. Juli, 4.05 Uhr MESZ

Finale: 19. Juli, 4.50 Uhr MESZ

 

Kenias Olympiasiegerin Faith Kipyegon geht als Favoritin ins 1.500-m-WM-Rennen. Die 28-Jährige hält mit der Weltklassezeit von 3:52,59 Minuten auch die aktuelle Jahresweltbestzeit. Sifan Hassan (Niederlande), die vor drei Jahren in Doha den WM-Titel über diese Strecke gewann, könnte sie wohl am ehesten gefährden, sofern sie sich für einen Start über diese Distanz entscheidet. Stark einzuschätzen sind aber auch die Äthiopierin Gudaf Tsegay und die Britin Laura Muir. Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) gibt bei der WM der 1.500-m-Strecke den Vorzug, obwohl sie über 5.000 m in dieser Saison eine persönliche Bestzeit gelaufen war und über diese Distanz wohl die besseren Chancen hätte. Für sie geht es darum, das Halbfinale zu erreichen – mehr erscheint nicht möglich. Vielleicht kann auch Katharina Trost (LG Stadtwerke München) über den Vorlauf hinauskommen.

 

 

800 m

Vorläufe: 22. Juli, 2.10 Uhr MESZ

Halbfinale: 23. Juli, 3.35 Uhr MESZ

Finale: 25. Juli, 3.35 Uhr MESZ

 

Die Olympiasiegerin Athing Mu, der im vergangenen Jahr als 19-Jährige ein phantastischer Durchbruch gelungen war, kommt gerade rechtzeitig vor der WM in Form. Die US-Amerikanerin ist somit die Favoritin in Eugene. Nicht minder sensationell war 2021 der Aufstieg der inzwischen auch erst 20-jährigen Keely Hodgkinson. Die Britin lief bei Olympia zur Silbermedaille. Sie zeigte in dieser Saison schon ein paar gute Leistungen. Ob sie aber Athing Mu gefährden kann, erscheint fraglich. In den Kampf um die Medaillen könnten auch Ajee Wilson (USA), Mary Moraa (Kenia), Jemma Reekie (Großbritannien) und eine der äthiopischen Starterinnen eingreifen. Für Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ist das Erreichen des Halbfinales das primäre Ziel.

 

Text: race-news-service.com

Foto: photorun.net

Zu einem neuen Duell zwischen Weltrekordlerin Letesenbet Gidey und Olympiasiegerin Sifan Hassan (rechts) wird es wohl bei der WM in Eugene kommen - vielleicht sogar gleich zweimal. | Foto: www.photorun.net