23. April 2019 | Running-News

Afrikaner dominieren in Paderborn, Gesa Krause mit gutem Saisoneinstieg

Es müssen nicht immer Rekorde sein, die für Begeisterung sorgen. So blieben bei der 73. Auflage des Paderborner Osterlaufes bei sommerlichen Temperaturen die erwarteten Endzeiten zumindest an der Spitze hinter den Erwartungen zurück. Dafür aber feierten die vielen Zuschauer an der Strecke und vor allem im Zielbereich am Maspernplatz die beiden Äthiopier Yasin Hajy und Ashenafi Weldegiorgis für ihren Zweikampf um den Sieg über 10 km – Hajy siegte in 27:54 mit einer Sekunde Vorsprung – oder den starken Auftritt der 3.000-m-Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die mit Rang zehn und 33:34 Minuten als erste Standortbestimmung nach ihrem Höhentrainingslager in Flagstaff sehr zufrieden wirkte. Die Organisatoren des Paderborner Osterlaufes durften aber einmal mehr einen Rekord in der Abschluss-Pressekonferenz feiern: Mit der Rekordzahl von 12.263 Meldungen gab es erneut eine Steigerung beim ältesten deutschen Straßenlauf.

 

„Es ist zwar nichts Überragendes, aber meine Zeit heute ist ähnlich schnell wie 2015 und 2016“, zeigte sich Gesa Felicitas Krause mit ihrem Resultat von 33:34 Minuten sehr zufrieden. „Man muss zudem wissen, dass wir erst am Mittwoch aus Flagstaff gekommen sind, das ist natürlich auch nicht unbedingt ideal. Natürlich war es sehr hart heute, aus der Trainingsphase heraus dieses Tempo zu laufen. Aber ab Kilometer sechs habe ich die Beine in die Hand genommen und habe ordentlich Druck gemacht. Deshalb sehe ich auch den ersten Formtest als gut gelungen an.“

 

Die Hindernis-Spezialistin ist allerdings nur zum „Wäschewechseln“ in Deutschland, denn bereits in einer Woche geht es zum zweiten Höhentrainingszyklus nach Südafrika. Wegen der terminlich sehr spät platzierten Saisonhöhepunkte mit den Weltmeisterschaften in Doha Ende September wird die 26-Jährige auch erst im Juni in die eigentliche Saison einsteigen. „Zuerst kommen Flachrennen, ich denke es geht in Richtung 1500 oder 3000 Meter.“

 

Als Zehnte befand sich Gesa Felicitas Krause in direkter Nähe zu ihrer Disziplinkollegin Jasmijn Lau aus den Niederlanden, die als Achte zwei Sekunden vor ihr platziert war. Sehr zufrieden zeigte sich mit Lisa Oed die Eurpameisterin der unter 20-Jährigen im 3000-m-Hindernislauf und Berglauf, die nach ihrer Rückkehr aus Flagstaff und einer gerade überstandenen Erkältung auf gute 35:25 kam. „Ich habe zwar gehört, dass die Stimmung in Paderborn sehr gut ist, aber was ich heute hier erlebt habe, das hat mich derart gepuscht, dass ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein kann“, so die 20-Jährige, die als jüngster Jahrgang in der Klasse der unter 23-Jährigen vor einer großen Herausforderung steht, um international zu starten. „Über 3000 m Hindernis und 5000 m sind so viele gute Mädels am Start. Immerhin habe ich mit der Universiade und den Berglauf-Europameisterschaften weitere Chancen.“

 

Das Rennen an der Spitze entschied mit der 20-jährigen Asefa Kasegn eine junge Äthiopierin, die erst vor Wochenfrist ihre Bestmarke als Dritte beim Würzburger Residenzlauf auf 31:47 geschraubt hatte, für sich. Auf dem schnellen Paderborner Parcours siegte sie in 31:39. Die mit der schnellsten Bestmarke von 31:09 angereiste Caroline Chepkemoi (Kenia) wurde hinter Kasegn, Eyayu Sisay (Äthiopien/31:50), Valentina Mateiko (Kenia/32:17) und Asefa Tigist (Äthiopien/32:28) in 32:36 nur Fünfte.

 

Mit hochkarätigem Tempo und mit einem Kilometerschnitt von 2:40 für die ersten Kilometer „zerlegten“ sich die schnellsten 10-km-Läufer allerdings frühzeitig, so dass die Topzeiten bei der 73. Auflage des Osterlaufes eher ausblieben. Erst auf Anweisung des Elite-Rennleiters Christoph Kopp beschleunigten auf dem Schlusskilometer die beiden führenden Äthiopier Yasin Hajy und Ashenafi Weldegiorgis zumindest noch so, dass Zielzeiten von unter 28 Minuten, eigentlich inzwischen Standard in Paderborn, herauskamen.

 

Der siegreiche Yasin Hajy ist allerdings in der internationalen Laufszene kein Unbekannter, schließlich wurde er vor vier Jahren Junioren-Crossweltmeister. Der favorisierte Kenianer Vincent Kibet, zuletzt Sieger in Würzburg, musste mit muskulären Problemen das Rennen ebenso vorzeitig beenden wie auch Amanal Petros (TV Wattenscheid), der mit Rückenbeschwerden nach 6,3 km aufgab. Als Zwölfter gelang dem 21-jährigen Jens Mergenthaler ein Achtungserfolg in 29:18 Minuten, womit der unter 23-jährige Athlet des SV Winnenden seinen Hausrekord um gleich 35 Sekunden steigern konnte. „Als Underdock ist es mir jetzt gelungen, ein Zeichen in Richtung U-23-EM zu setzen. Bislang war ich immer irgendwie hinter der Spitze platziert, konnte mich nie richtig durchsetzen“, sagte der 1,91 m große Athlet aus dem Württembergischen, der bereits vor drei Wochen in Weißach mit 14:09,31 Minuten schon eine schnelle 5000-m-Zeit auf die Bahn bringen konnte.

 

Hitze-beeinträchtigt war der Halbmarathon-Wettbewerb. Dem Wetter trotzte allerdings Victor Kiplangat aus Uganda mit einem feinen Hausrekord von 1:01:45 Stunden. Sechster wurde der auch in Deutschland  bestens bekannte Äthiopier Mitku Seboka in 1:10:35. Bei den Frauen debütierte die Olympia-Neunte über 1.500 m von Rio, die Äthiopierin Besu Sado, mit starken 1:10:34 Stunden. Zweite wurde Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin), die mit 1:14:15 Stunden allerdings die Universiade-Norm (1:13:30) verpasste. „Leider habe ich mein Ziel, die Universiade-Norm zu laufen, nicht geschafft. Ich wäre gerne mit meiner Zwillingsschwester Deborah dort gestartet, die ja vor zwei Wochen in Berlin die Norm unterboten hatte. Aber jetzt freue ich mich auf die Bahnsaison mit dem Heimspiel bei den Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion“, sagte sie.

 

Text: Wilfried Raatz / race-news-service.com

Foto: photorun.net

Gesa Krause konnte mit ihrem ersten Straßenrennen in dieser Saison zufrieden sein. Foto: www.photorun.net