30. Oktober 2025 | Running-News

Nach Sperre von Ruth Chepngetich laufen Ermittlungen weiter: Der Weltrekord steht – noch

Die Marathon-Weltrekordlerin Ruth Chepngetich wurde nach einem positiven Dopingtest für drei Jahre gesperrt. Dies gab die Athletics Integrity Unit (AIU), die für den internationalen Leichtathletik-Verband World Athletics (WA) das Doping-Kontrollsystem führt, in einer Pressemitteilung vor kurzem bekannt. Im Sommer hatte die AIU zunächst die Suspendierung der Kenianerin mitgeteilt. Nach der Sperre ist der Fall jedoch noch nicht abgeschlossen. Denn untersucht wird möglicherweise belastendes Material, das auf dem Smartphone von Ruth Chepngetich gefunden wurde. Dies betrifft den Zeitraum vor ihrem Weltrekordlauf vor gut einem Jahr, so dass ihr die Marke gegebenenfalls doch noch aberkannt werden könnte.

 

Die 31-jährige Ruth Chepngetich hatte im Oktober 2024 beim Chicago-Marathon sensationell die 2:10:00-Stunden-Barriere durchbrochen und den Weltrekord auf 2:09:56 Stunden verbessert. Die vorherige Bestmarke hatte die Äthiopierin Tigst Assefa mit 2:11:53 in Berlin 2023 aufgestellt.

 

Wie die AIU bezüglich der aktuellen Sperre mitteilte, wurde bei einer Probe am 14. März dieses Jahres ein Diuretika in einer extrem überhöhten Konzentration nachgewiesen. Diese harntreibenden Medikamente können offenbar dafür eingesetzt werden, um Doping-Substanzen zu verdünnen beziehungsweise zu verschleiern und diese dadurch nicht mehr nachweisbar zu machen.

 

Die AIU erklärte, dass der erste Teil des Doping-Falles mit der ausgesprochenen Drei-Jahres-Sperre abgeschlossen sei, jedoch die Ermittlungen bezüglich möglicher Verstöße aus früherer Zeit weiter fortgeführt werden. Dabei geht es um verdächtiges Material, das auf dem Smartphone der Läuferin gefunden wurde. Konkret geht es laut AIU um einen Screenshot einer WhatsApp-Nachricht aus dem April 2024, die zwei Bilder von Fläschchen mit dem Dopingmittel Testosteron enthält. Der Absender der Nachricht war ein Athlet mit dem oder der Ruth Chepngetich offenbar regelmäßig Kontakt hatte. Zu den Bildern gab es die Nachricht: „ xxx wurde davon erzählt und er fragte mich, Dich zu fragen, wie das funktioniert“. Ruth Chepngetich erklärte gegenüber der AIU, dass sie nicht nach dieser Nachricht zu Testosteron gefragt habe und auch nicht darauf geantwortet habe. Die Marathon-Weltmeisterin von 2019 erklärte, sie habe möglicherweise unbewusst einen Screenshot gemacht. Sie habe nie Testosteron benutzt und wisse auch nicht, warum sie diese Nachricht bekam.

 

Es gibt laut AIU noch drei weitere Nachrichten auf dem Smartphone aus den Jahren 2022, 2023 und 2025, die mit Doping zusammenhängen könnten. Ruth Chepngetich erklärte, diese Nachrichten seien ihr entweder unbeabsichtigt, unaufgefordert oder nach einem Missverständnis zugeschickt worden.

 

Text: Jörg Wenig

Foto: Victah Sailer

Ruth Chepngetich wurde für drei Jahre gesperrt. Doch es laufen noch weitere Ermittlungen. / Foto: Victah Sailer