26. Oktober 2019 | Marathon-NewsPresse-News

„Bei uns ist das Laufen Zwillingssache“

Anne und Lisa Hahner im Interview über ihre Zwillingsstaffel, den Traum von Olympia 2020 und den Gänsehautfaktor in der Festhalle

 

Wie kam die Idee zustande, mit einem anderen Zwillingspaar eine Staffel zu bilden?

 

Anna Hahner: Im vergangenen Jahr sind wir beim Frankfurt Marathon ja mit einer Hahner-Staffel angetreten. Da waren unsere Schwester und Cousine dabei…

 

Lisa Hahner: …beim Flensburg-Marathon im Juni gab es dann gleich neun Zwillingsstaffeln. Da waren wir von lauter eineiigen Zwillingen umgeben, was echt cool war. Als die Mainova auf uns zukam, ob wir wieder Lust auf den Frankfurt Marathon hätten, haben wir vereinbart: Lasst uns ein weiteres Zwillingspaar für Frankfurt suchen. Laufen verbindet, Frauen verbindet es auch. Und wenn man dann auch noch als Zwilling läuft, bringt es einen noch näher zusammen.

 

Wie läuft das morgen ab? Lauft ihr volle Pulle oder wird es eher ein Genusslauf?

 

Lisa: Letztes Jahr bin ich schnell gelaufen. Dieses Jahr wird es eher ein Genusslauf, weil ich immer noch eine Entzündung im Kieferknochen habe. Ich starte dann auf der eins, das Zwillingspaar Annika und Alicia aus Aschaffenburg kommen danach…

 

Anna: …und ich darf Schlussläuferin sein. Da möchte ich vor allem Spaß haben mit den Zuschauern und den anderen Läufern, weil ich in der Staffel mit viel mehr Leuten ins Ziel komme, als wenn ich allein laufe. So können wir den Marathon mal ganz anders erleben.

 

Wie sehen eure persönlichen Ambitionen aus? Geht es im nächsten Jahr nochmal auf die volle Distanz?

 

Lisa Hahner: Definitiv, denn Olympia 2020 in Tokio ist weiterhin unser großes Ziel. Jetzt stehen jedoch erstmal Trainingslager an, da laufen derzeit die Planungen. Im Frühjahr soll dann der Marathon folgen.

 

FFM Marathon: Eine Patrone habt ihr also noch für die Qualifikation…

 

Lisa: Natürlich wäre es schön, jetzt schon etwas vorgelegt zu haben, aber wenn die Patrone im Frühjahr sitzt, ist alles egal (lacht).

 

Anna: Selbst vorlegen ist natürlich immer besser, aber gerade weil es die Frühjahrsmarathons gibt, machen wir uns da noch keine Sorgen…

 

Lisa : Auch wenn es wirklich schwer wird, die Norm zu laufen. Katha Steinruck macht einen richtig guten Eindruck und wird bei ihrem Frankfurter Heimrennen bestimmt was Gutes vorlegen. Wenn einer der drei möglichen deutschen Startplätze weg ist, ist er weg.

 

In Frankfurt liegt ja ein besonderes Augenmerk auf einem hohen Anteil an weiblichen Läufern. Habt ihr eine besondere Beziehung zum ältesten deutschen Stadtmarathon?

 

Anna: Unsere Bindung zu Frankfurt ist auf jeden Fall ausgeprägt, weil wir ja auch gebürtige Hessinnen sind und drei Mal selbst den Mainova Frankfurt Marathon  gelaufen sind. Noch dazu wohnen unsere Eltern in Hessen. Da ist Frankfurt der Marathon schlechthin.

 

Lisa: Aber auch wenn es um Frauenlaufsport geht, sind wir jederzeit dabei. Wir merken ja selbst, wie viel Laufen einem geben kann, besonders an Selbstvertrauen. Besonders, wenn man viele Männer man hinter sich lässt (lacht).

 

Anna: Es geht ja nicht darum, die olympischen Spiele als Maßstab zu haben, sondern sich eigene Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Nicht jeder muss Leistungssportler werden. Wenn sich schon mehr Frauen zutrauen würden, Halbmarathon oder Marathon zu laufen, wäre das Ziel erreicht. Eine Staffel ist hierfür immer ein guter Weg.

 

 Kann ein Staffel sozusagen ein Appetitanreger sein?

 

Lisa: Ich denke, wer in Frankfurt bei dieser Atmosphäre Staffel läuft, der wird sich als nächstes Ziel auch mal den ganzen Marathon setzen.

 

Was glaubt ihr, woran es bei vielen Frauen und Mädels scheitert, sich auch größere Laufstrecken zuzutrauen?

 

Lisa: Bei uns ist das Laufen eine Zwillingssache. Wir vergleichen uns gerne, mögen den Konkurrenzkampf. Wenn wir unsere Freundinnen sehen, die keine Zwillingsschwester haben, ist das viel geringer ausgeprägt. Die gehen dem Wettkampf eher aus dem Weg.

 

Anna: Natürlich kann man es nicht verallgemeinern, aber Männer gehen an solche Aufgaben meistens selbstbewusster ran. Die denken sich: „Na klar, das schaffe ich.“ Frauen preschen nicht so stark nach vorne, sondern brauchen eher jemanden, der sie ermutigt.

 

2015 habt ihr mit Deutschland-Fahne gemeinsam in der Festhalle Lisas deutschen Meistertitel gefeiert….

 

Lisa: …das war mein schönstes Frankfurt-Erlebnis. Wir sind ja 2013 zusammen in Frankfurt gelaufen, das war auch toll. Aber 2015 Deutsche Meisterin in der Festhalle zu werden, war schon etwas ganz Besonderes.

 

Anna: Wenn wir zum Frankfurt Marathon befragt werden, sagen wir auch immer: Dieser Zieleinlauf ist mega, da bekommt man richtige Gänsehaut.

Anne und Lisa Hahner im Interview über ihre Zwillingsstaffel, den Traum von Olympia 2020 und den Gänsehautfaktor in der Festhalle