22. April 2024 | Running-News

Chala Regasa und Nazret Weldu sind beim Wien-Marathon Straßen voraus

Chala Regasa und Nazret Weldu sind die großen Sieger des 41. Vienna City Marathons. Beide dominierten ihre Rennen derart, dass sie mit mehreren Minuten Vorsprung ins Ziel liefen und somit der Konkurrenz um Straßen voraus waren. Der Äthiopier erreichte 2:06:35 Stunden und erzielte die drittschnellste je in der Geschichte des Rennens gelaufene Zeit. Die Kenianer Bernard Muia und Albert Kangogo folgten in 2:10:42 beziehungsweise 2:10:44 auf den Rängen zwei und drei. Erik Hille (LT Haspa Marathon Hamburg), der einzige Athlet aus der erweiterten deutschen Spitze, lief auf Rang 22 in 2:17:10.

 

Bei kalten und teilweise windigen Bedingungen lief auch Nazret Weldu zu einem sehr souveränen Sieg. Mit 2:24:08 sicherte sie sich die Qualifikation für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris. Sie war die einzige Athletin, der dies in Wien gelang. Zugleich sorgte sie für den ersten Sieg Eritreas in der Veranstaltungsgeschichte des Vienna City Marathons. Überraschend lief die Newcomerin Faith Chepkoech auf den zweiten Platz in 2:26:22. Dritte wurde ihre kenianische Landsfrau Rebecca Tanui mit 2:26:53.

 

Die Veranstalter registrierten insgesamt 42.625 Meldungen aus 143 Nationen. Darunter waren 10.024 Marathonläufer.

 

Während einer schnellen Anfangsphase des Rennens profitierten die Athleten von einem Rückenwind und einer zunächst abfallenden Strecke. Doch schon beim Halbmarathon war bei einer Durchgangszeit von 63:03 Minuten relativ klar, dass es aufgrund des Windes nicht in den Bereich des Streckenrekordes von 2:05:08 gehen würde. Diese Zeit war der Kenianer Samwel Mailu vor einem Jahr gelaufen. Daniel Paulus (Namibia), der versuchte, die Olympia-Norm von 2:08:10 Stunden zu unterbieten, aber am Ende keinen Erfolg hatte, lief hier gemeinsam mit Chala Regasa sowie den Kenianern Bernard Muia, Felix Kibitok und Leonard Barsoton in der Spitzengruppe.

 

Als an der 30-km-Marke der letzte Tempomacher aus dem Rennen ging, war Chala Regasa alleine vorne und vergrößerte dann ständig seinen Vorsprung. Dass er genau in diesem Bereich im Praterpark das Tempo verschärfte, war kein Zufall. „Ich kannte diesen Streckenteil, da ich dort 2019 als Tempomacher lief, als Eliud Kipchoge unter zwei Stunden rannte“, erzählte der 26-Jährige, der eine Bestzeit von 2:06:11 Stunden hat und in Wien erst seinen zweiten Marathon rannte. „Ich wollte eigentlich unter 2:06 laufen, aber es war in dem Wind nicht möglich“, erklärte der Trainingspartner von Kenenisa Bekele, der für den ersten äthiopischen Sieg im Wiener Männerrennen seit 2015 sorgte. Damals gewann Sisay Lemma, der vor wenigen Tagen beim Boston-Marathon triumphierte.

 

„Als ich 2019 in Wien lief, sah ich was im Marathon möglich ist. Deswegen entschloss ich mich, auf die klassische Distanz zu wechseln“, sagte Chala Regasa, der dann aufgrund der Pandemie sowie von Verletzungen erst im vergangenen Jahr sein erstes Rennen über die 42,195 km lief. Damals war er Fünfter in Rotterdam. „Mein nächstes Ziel ist eine Zeit von 2:04:00. Ich träume davon, in der Zukunft die ganz großen Rennen zu gewinnen und Olympiasieger zu werden.“

 

Im Rennen der Frauen hatten sich Nazret Weldu, Rebecca Tanui und ihre kenianische Landsfrau Shyline Torotich sehr frühzeitig von der Konkurrenz abgesetzt. Auch hier war an der Halbmarathon-Marke bei einer Zeit von 71:49 Minuten klar, dass es keinen Streckenrekord (2:20:59) geben würde. Torotich fiel dann nach rund 23 km zurück und wurde am Ende Sechste in 2:30:36. Tanui hielt noch bis kurz nach Kilometer 30 Schritt mit Weldu. Dann war auch sie geschlagen. Während sie als Dritte ins Ziel kam, lief Faith Chepkoech, die nach 30 km noch auf Platz vier gelegen hatte, bis auf Rang zwei nach vorne – und das trotz eines Umweges von rund 300 Metern. Die Kenianerin war nach ungefähr 31 km abgebogen und lief etwa 150 Meter in eine falsche Richtung. Dann drehte sie um und rannte wieder zurück, verlor aber rund eine Minute. Mit 2:26:22 verbesserte sie sich in Wien um über elf Minuten.

 

„Das war ein großer Tag für mich. Mein Ziel war die Olympia-Qualifikation und der Sieg – ich habe beides erreicht“, sagte Nazret Weldu, die bei der WM in Eugene 2022 bereits Rang vier belegt hatte. „Abgesehen vom Wind war es ein fantastisches Rennen. Der Sieg gibt mir viel Selbstvertrauen für die Olympischen Spiele. Ich will versuchen, in Paris eine Medaille zu gewinnen.“

 

Ergebnisse, Männer:

  1. Chala Regasa ETH 2:06:35
  2. Bernard Muia KEN 2:10:42
  3. Albert Kangogo KEN 2:10:44
  4. Leonard Barsoton KEN 2:10:44
  5. Cameron Avery NZL 2:10:52
  6. Juan Pacheco MEX 2:11:42
  7. Felix Kibitok KEN 2:12:44
  8. Mica Cheserek KEN 2:13:05

 

Frauen:

  1. Nazret Weldu ERI 2:24:08
  2. Faith Chepkoech KEN 2:26:22
  3. Rebecca Tanui KEN 2:26:53
  4. Jovana De La Cruz Capani PER 2:27:54
  5. Lilia Fisikovici MDA 2:30:06
  6. Shyline Torotich KEN 2:30:36
  7. Leydy Romero COL 2:30:37
  8. Helalia Johannes NAM 2:30:53

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: VCM / Jenia Symonds

Chala Regasa lief in Wien im zweiten Marathon zum ersten Sieg. Foto: VCM / Jenia Symonds