12. Dezember 2017 | Marathon-News

Der unverwüstliche Rekordläufer Klemens Wittig (80) in 3:39:54 Stunden

Kurz vor dem Einbiegen in die Festhalle reicht ihm seine Tochter eine Flagge, welche die deutschen Farben und die europäischen Sterne vereint. Klemens Wittig ist da sein großes Ziel, eine neue europäische Bestleistung über 42,195 Kilometer aufzustellen, nicht mehr zu nehmen. Lautstarker Jubel brandet auf in der Festhalle, als der unverwüstliche Rekordläufer den roten Teppich erreicht. Was in diesem Moment keiner ahnt: Klemens kann die Flagge nur unter Schmerzen über Kopfhöhe halten. Denn die letzten acht Kilometer rannte der Athlet vom LC Rapid Dortmund 2000 mit gebrochenem Schlüsselbein. Renndirektor Jo Schindler war der erste Gratulant hinter dem Zielstrich, den der 80-Jährige in exzellenten 3:39:54 Stunden erreichte. „Am Abend vorher wusste ich nicht, ob ich laufen kann, weil mich die Hexe geschossen hat. Dann habe ich in der Nacht die Hexe aus meinem Bett gejagt“, sagte Klemens noch in der Festhalle in eine Kamera des Hessischen Rundfunks. Der Sender hatte den ganzen Rekordlauf mit vielen Einblendungen während der Livesendung verfolgt. Und Klemens bewies vom Startschuss bis zum Zieleinlauf, zu welch einer famosen Leistung er imstande ist. Neben der europäischen Bestmarke landete er freilich auch einen neuen deutschen Rekord in der M80. Das wird in diesem Jahr schon fast zur Gewohnheit für den zweifachen Vater und vierfachen Großvater, der auch schon einen Urenkel hat. Allein 2017 hat Klemens auf verschiedenen Strecken zehn deutsche Bestleistungen aufgestellt. Die Liste seiner Erfolge könnte mittlerweile ein Buch füllen. In Kurzform: Klemens ist 40-maliger deutscher Meister, 24-maliger Weltmeister und 22-facher Europameister. Vom 800-Meter-Lauf, über Hindernis- und Bergläufe bis hin zum Marathon reichen die Strecken, auf denen Klemens in seiner Altersklasse alle hinter sich lässt. „Ich habe den Willen und den Ehrgeiz, alle 14 möglichen deutschen Bestleistungen in der M80 zu erringen“, sagt der ehemalige Technische Leiter eines großen Walzwerks in Dortmund. Überhaupt ist Klemens ein Spätstarter in Laufschuhen. Mit 40 gab er das Rauchen auf, mit 48 bewältigte er seinen ersten Marathon. Seine Bestzeit stammt vom Hannover Marathon 1993 (2:50 Stunden). Noch immer läuft der Athlet rund 70 Kilometer in der Woche und will damit als gutes Beispiel für die Kraft des (Lauf-)Sports im Alter vorangehen. Was Klemens neben der Vergrößerung seiner Rekordsammlung noch erreichen will: „Mit 100 Jahren einen Marathon gemeinsam mit meinen Enkeln laufen“, sagt er. In Frankfurt bist Du bis dahin stets willkommen, Klemens!

Klemens Wittig begeistert mit einer neuen europäischen Bestleistung in der Altersklasse M80.