17. Dezember 2017 | Marathon-News

Des Marathons reine Seele

Im Bauch der Festhalle schuften die Helfer des SC Steinberg, die stillen Helden der Veranstaltung

 

Die Luft ist dick, es riecht nach heißen Würsten und Kartoffelsuppe. Es wäre an der Zeit, mal ein Fenster zu öffnen um durchzulüften. Doch hier unten gibt es keine Fenster, hier unten gibt es kein Tageslicht. Willkommen im Bauch der Festhalle, einem geheimnisvollen Bereich mit vielen Räumen und langen, weiß getünchten Gängen, bei denen man nie so genau weiß, wohin sie führen und für was sie gut sind.

 

Während oben in der Halle die Marathonparty brodelt, herrscht eine Etage tiefer  fast andächtige Stille. Aber in einem Raum ist Leben, denn hier gibt es Essen und Trinken in enormen Mengen – hier ist am Marathonwochenende so etwas wie die Betriebskantine für die rund 2500 Helfer der Veranstaltung. Hierher kommen sie zur Stärkung, egal, ob sie Startnummern ausgeben, Wege zeigen, Fahrzeuge steuern oder Streckenposten sind.

 

Dass jeder genug bekommt, dafür sorgt seit sieben Jahren schon der SC Steinberg – und dabei hat sich der Verein aus Dietzenbach nicht weniger als Legendenstatus erarbeitet. Ingrid Keim ist daran nicht ganz unschuldig, denn die vitale 70-Jährige leitet die Gruppe aus 43 Helfern. Dabei sind vier Abteilungen des Vereins, Volleyballer, Turner, Wanderer – und Läufer.

 

Von Freitag bis Sonntag bestreitet das Kantinenteam seinen ganz eigenen Marathon. Das Brötchenschmieren, Salat schnippeln und Suppe ausgeben läuft dabei im Schichtbetrieb. Am Rennsonntag geht es bereits um 5 Uhr in der Früh los, dann kommen schon die ersten hungrigen Helfer – 600 werden es dann am Ende des Tages sein. Und damit nicht schon früh die Lager leer sind, ordnet Ingrid Keim am späten Vormittag erst einmal an, dass der Streuselkuchen zurückgehalten und erst zur Kaffeezeit am Nachmittag ausgegeben werden soll.

 

Allein 1200 Brötchen und 1000 Würstchen stellen die Helfern für die Helfer bereits, dazu Nudeln mit Tomatensauce, Kuchen, Obst und selbstverständlich Getränke. Die Anlieferung organisiert Julia Leske vom Marathonveranstalter Motion Events, die Steinberger müssen nur warmmachen und ausgeben. Aber das ist Arbeit genug.

Die Veranstalter schätzen die vorzügliche Arbeit der Gruppe von Ingrid Keim ungemein. Auf die Steinberger ist eben Verlass. Und das in jeder Hinsicht. Denn Ingrid Keim ist samstags zusätzlich noch bei der Startnummernausgabe aktiv, genießt hier die Internationalität dieser Großveranstaltung und hat darüber hinaus noch ein paar Tipps für nervöse Läufer parat, denen sie ansieht, ob sie zum ersten Mal auf die große Schleife durch Frankfurt gehen. Guten Rat kann sie auf jeden Fall geben, sie blickt zurück auf 333 bestrittene Lauf-Wettkämpfe – sieben Marathons waren darunter.

 

Ingrids Mann Bernd wiederum steuert sonntags das HR-1-Führungsfahrzeug beim Rennen, wiewohl insgesamt zehn Fahrer vom SC Steinberg auf der Strecke ihren Dienst verrichten. Der kleine Verein sorgt mit viel Herz beim großen Mainova Frankfurt Marathon für Bewegung – und dafür, dass kein Helfer hungern muss.

Jedes Jahr ein bisschen grüner – der Mainova Frankfurt Marathon ist mit vielen umwelt- und klimafreundlichen Maßnahmen Vorreiter.

 

Der Mainova Frankfurt Marathon ist dank einer Vielzahl von umwelt- und klimafreundlichen Maßnahmen Deutschlands grünster Marathon. Über 220.000 Euro hat der Veranstalter in den vergangenen Jahren schon in den Bereichen Catering, Verkehr, Abfall/Entsorgung, Merchandising, Energie/Wasser und Mobilität investiert.

Der Laufklassiker am Main ist mit seinen Maßnahmen im Vergleich zu anderen Sport-Großveranstaltungen führend. Zur 36. Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon spendet der Veranstalter zusätzlich 1 Euro je Marathonteilnehmer an die Fattoria La Vialla. Der langjährige Partner der Pasta Party nutzt dieses Geld, um hierfür Olivenbäume in einem seiner Anbaugebiete in der Toskana anzupflanzen. Es wird mit über 4.500 neuen Olivenbäumen kalkuliert. Diese Maßnahme wird damit eine C02-Einsparung von 240 Tonnen pro Jahr darstellen.

„Wir werden den Weg zum Green Marathon weitergehen und freuen uns sehr, dass die Stadt Frankfurt, unsere Sponsoren und die Läuferinnen und Läufer uns hierbei unterstützen“, sagt Renndirektor Jo Schindler. „Unser Mainova Frankfurt Marathon soll nicht nur in sportlicher Hinsicht ein Highlight sein. Wir verstehen uns auch als guter Bürger unserer Stadt, der auf Nachhaltigkeit achtet.“

Schon im Jahr 2014 wurde der Mainova Frankfurt Marathon mit dem „Green Award“ für den weltweit umweltfreundlichsten Marathon durch den Verband der internationalen Straßenlaufveranstalter ausgezeichnet.

Für seine Bemühungen bekommen die Organisatoren viel Lob von der Stadt Frankfurt. Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) sagt: „Als Umweltdezernentin blicke ich manchmal mit gemischten Gefühlen auf sportliche Großereignisse, denn wenn zehntausende Menschen in der Stadt zusammenkommen, ist das mit viel Verkehr, Müll und Schadstoffen verbunden. Auf den Mainova Frankfurt Marathon kann ich mich jedoch richtig freuen, weil der Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Umweltforum Rhein-Main jedes Jahr noch etwas grüner wird.“

Sportdezernent Markus Frank (CDU) sagt: „Die Bedeutung des Mainova Frankfurt Marathon ist riesig für die Sportstadt Frankfurt. Die Veranstaltung schafft es neben ihrem sportlichen Charakter mit ihren grünen Ideen, Energie und Ressourcen einzusparen und damit das Event qualitativ zu verbessern und wertvoller zu machen.“

Beispielsweise investieren die Frankfurter Marathon-Organisatoren in jedem Jahr 14.000 Euro, damit alle Teilnehmer und Helfer am Renntag kostenlos im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsbundes (RMV) öffentliche Verkehrsmittel nutzen können. Zumal die Veranstaltung mit der Messe Frankfurt als Zentrum hervorragend angebunden ist und durch die Nähe von Start- und Zielgelände, Pastaparty, Duschen, Kleiderbeutelabgabe und Startnummernausgabe ein Marathon der kurzen Wege ist. Alle Zeit- und Führungsfahrzeuge von BMW sind emissionsfreie i3-Modelle (Elektroantrieb).

In der Messe sind die Dieselaggregate zur Erwärmung des Duschwassers durch Installationen ersetzt worden, welche die Duschen an den Warmwasserkreislauf der Messe anschließen. In Kooperation mit dem Energiedienstleister und Titelsponsor Mainova streben die Organisatoren an, CO2-neutrale Energie in dem Maße zu erzeugen, wie sie bei der Veranstaltung verbraucht wird. Dafür wurden elf Photovoltaik-Module auf Dächern Frankfurter Institutionen erworben.

Durch ein spezielles Abfallkonzept wird der am Rennwochenende anfallende Müll zu 100 Prozent stofflich verwertet und recycelt. Verbrannt wird nur Restmüll. Die ASICS-Shirts für Helfer und Teilnehmer werden aus 100 Prozent recyceltem Polyester hergestellt. Es erfordert etwa 10 bis 14 Kunststoff-Flaschen, um das Material für die Herstellung von einem Laufshirt bereitzustellen.

Bei der Verpflegung der Läufer wird Wert auf Bio-Qualität gelegt. Den Teilnehmern stehen 6,7 Tonnen Obst in Bio-Qualität aus der Region zur Verfügung. Mit Bio-Obst konnte der CO2-Fußabdruck um das Fünffache gesenkt werden. Die Bio-Verpflegung – auch für die Zuschauer am Opernplatz – wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als „Best Practice“ gelobt.

Im Rahmen der Nudelparty erhalten die Teilnehmer 2 Tonnen Bio-Nudeln und 1.900 Liter vegetarische Bio-Sauce der Fattoria La Vialla. Jede Portion Nudeln mit Soße verbraucht 430 Gramm weniger CO2 als das vergleichbare Produkt eines konventionellen Herstellers. Zudem wird bei der Pasta Party ausschließlich recycelbares Geschirr verwendet.

 

Im Bauch der Festhalle schuften die Helfer des SC Steinberg, die stillen Helden der Veranstaltung