4. Dezember 2019 | Marathon-News

„Einmal in die Festhalle einlaufen“

Wie Frank Layer es tatsächlich geschafft hat: Von der Prognose, nie mehr richtig gehen zu können, bis auf den roten Teppich des Mainova Frankfurt Marathon

 

Dies ist die Geschichte von Frank Layer. Einem tapferen, willensstarken, lebensbejahenden Mann, der einen besonderen, einen sehnlichen Wunsch äußerte: Einmal beim Mainova Frankfurt Marathon in die Festhalle einlaufen. „Einmal“, erzählt er, „die Atmosphäre dort erleben und spüren.“ Das war im Januar 2019, ziemlich genau ein Jahr nachdem Frank am Tiefpunkt seines Lebens war.

 

Wegen einer schweren Krankheit musste der Bad Homburger ins Krankenhaus eingeliefert werden – Intensivstation, künstliches Koma, erhebliche Lebensgefahr. Als Frank aufwachte litt er unter neuronalen Schädigungen, Muskulatur und Motorik funktionierten nur noch sehr eingeschränkt. Als er nach vier Monaten in der Klinik im Rollstuhl als Pflegefall nach Hause entlassen wurde, wog er nur noch 54 Kilogramm. Und hatte die Prognose der Ärzte im Gepäck, dass er wohl kaum jemals ohne Gehhilfe würde laufen können. Frank ließ sich davon und auch nicht von der langwierigen Auseinandersetzung mit der Krankenkasse um die richtige Therapieform entmutigen. Vielmehr kämpfte er sich mit eisenhartem Willen selbst aus dem Rollstuhl heraus. Prägendes Erlebnis und Meilenstein war jener Nachmittag, als er mit seinem Enkel allein zu Hause war: Als dieser Durst hatte, vermochte er aus dem Rollstuhl an kein Glas zu gelangen – da stand Frank zum ersten Mal eigenständig auf.

 

Aufwärts ging es, seitdem Frank im März 2018 einen Platz im neurologischen Reha-Zentrum „Neuroneum“ in Bad Homburg bekam. Gekommen als schier hoffnungsloser Fall, machte er aufgrund der dortigen hochmodernen Geräte mit Robotertechnik Fortschritte. Dazu dauert im „Neuroneum“ eine Einheit 60 Minuten – und nicht wie in der stationären Reha auf Rezept gerade mal 20 Minuten. Die interdisziplinäre Arbeit mit den Patienten samt ganzheitlichen Ansatzes sei die Besonderheit, erklärt die Geschäftsführerin Claudia Müller-Eising. Doch als Frank im Januar vor ihr stand und den Festhallen-Wunsch formulierte, da hatte sie doch erhebliche Zweifel. Die Tatkraft des 52-Jährigen sowie das Fernziel Frankfurt Marathon inspirierte dann aber das gesamte „Neuroneum“-Team. Und infizierte es mit Lauffieber. „Er hat eine Wahnsinns-Begeisterung bei uns ausgelöst“, sagt Müller-Eising.

 

Aus Franks Wunsch, mit dem Team, das ihm buchstäblich wieder auf die Beine geholfen hat, eine Staffel zu bilden, wurden am 27. Oktober sogar zwei Bad Homburger Lauf-Quartette. Für die meisten war es die erste Teilnahme an einem Rennen überhaupt. Frank hatte im Jahr 2007 mal den Weiltal-Marathon bewältigt, war im Jahr darauf aber am Frankfurt Marathon gescheitert. Das damals Versäumte, das Erlebnis Festhalle, nachzuholen, wurde zu der Triebfeder, die ihm immer wieder neue Energie spendete auf seinem langen Weg zurück ins Leben. Der sympathische Mann mit Brille und Bart kann schon eine Weile seinen Alltag wieder selbständig bewältigen und auch wieder arbeiten gehen. Ob Frank aber als Schlussläufer seiner Staffel tatsächlich 13,5 Kilometer bewältigen könne, das sollte der 27. Oktober beweisen. Er konnte. Dann der Einlauf in die Festhalle: Auf dem roten Teppich lief Frank mit seinen, man kann es so sagen, Lebensrettern Hand in Hand. Emotionen pur!