29. Juli 2024 | Running-News

Faith Kipyegon peilt Doppelsieg an, deutsche Chancen über Hindernisse

Vorschau auf die Olympischen Spiele in Paris (Teil 4): Bahnläufe der Frauen

 

Am 1. August beginnen bei den Olympischen Spielen in Paris die Leichtathletik-Wettbewerbe. In dieser Vorschau geht es um die Lauf-Disziplinen der Frauen auf der Bahn: 800 m, 1.500 m, 5.000 m, 10.000 m und 3.000 m Hindernis.

 

 

800 m

Vorläufe: 2. August, 19.45 Uhr

Hoffnungsläufe: 3. August, 11.10 Uhr

Halbfinale: 4. August, 20.35 Uhr

Finale: 5. August, 21.45 Uhr

 

Schlägt in Paris die Stunde von Keely Hodgkinson? Nach drei Silbermedaillen in Folge – Olympia 2021, WM 2022 und 2023 – geht die Britin als große Favoritin ins Rennen. Titelverteidigerin Athing Mu scheiterte aufgrund eines Sturzes sensationell bei den US-Trials und kann in Paris nicht starten. Die Weltmeisterin des vergangenen Jahres, Mary Moraa, scheint nicht ganz so stark zu sein wie 2023. Bei den kenianischen Olympia-Ausscheidungen wurde sie Zweite. Keely Hodgkinson verteidigte in Rom trotz eines Infektes im Juni ihren EM-Titel und scheint jetzt in der Form ihres Lebens zu sein. Beim Leichtathletik-Meeting in London verbesserte sie vor kurzem den britischen Rekord auf 1:54,61 Minuten und wurde zur sechstschnellsten Läuferin aller Zeiten – weder Mu noch Moraa waren jemals schneller als Hodgkinson. Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ist die einzige deutsche Läuferin, die die Qualifikation für Paris schaffte. Die 24-Jährige steigerte sich in dieser Saison auf 1:58,74 Minuten und wurde Fünfte im EM-Finale. Das Halbfinale bei Olympia zu erreichen, wäre ein Erfolg. Dies ginge auch noch über die neu eingeführten Hoffnungsläufe.

 

 

1.500 m

Vorläufe: 6. August, 10.05 Uhr

Hoffnungsläufe: 7. August, 12.35 Uhr

Halbfinale: 8. August, 19.35 Uhr

Finale: 10. August, 20.25 Uhr

 

Nach einer langen Verletzungspause ist Faith Kipyegon rechtzeitig wieder in Topform und hat dies eindrucksvoll bewiesen. Die Kenianerin, die als Titelverteidigerin antritt und auch die aktuelle Weltmeisterin ist, meldete sich mit einem eindrucksvollen Sieg bei den Olympia-Ausscheidungen zurück und verbesserte dann beim Leichtathletik-Meeting in Paris vor gut drei Wochen ihren Weltrekord auf 3:49,04 Minuten. Unter normalen Umständen wird Faith Kipyegon schwer zu schlagen sein. Die Äthiopierin Gudaf Tsegay- sofern sie über diese Distanz antritt – oder eine ihrer Landsfrauen dürften die schärfsten Konkurrentinnen sein. Jessica Hull (Australien), Laura Muir (Großbritannien) oder Nikki Hiltz (USA) können vielleicht im Kampf um Bronze eine Rolle spielen. Sifan Hassan (Niederlande) hat noch immer nicht bekannt gegeben, über welche Distanzen sie laufen wird – mit einem 1.500-m-Start ist aber eher nicht zu rechnen. Sehr kurzfristig ist aufgrund von Absagen Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) noch ins Starterfeld gerutscht. Trotz der Möglichkeit des Hoffnungslaufes wäre es eine große Überraschung, wenn sie das Halbfinale erreichen sollte.

 

 

5.000 m

Vorläufe: 2. August, 18.10 Uhr

Finale: 5. August, 21.10 Uhr

 

Läuft Faith Kipyegon zu einem großen olympischen Doppelsieg? Die Kenianerin, die bereits bei der WM vor einem Jahr beide Strecken gewann, ist auch über 5.000 m als Favoritin anzusehen. Ihre Landsfrau Beatrice Chebet und die Weltrekordlerin Gudaf Tsegay (Äthiopien/14:00,21) könnten Faith Kipyegon gefährlich werden. Wenn sie über diese Strecke antritt, hat auch Sifan Hassan (Niederlande) eine Medaillenchance. Die Europameisterin Nadia Battocletti (Italien) kann eine gute Platzierung erreichen. Da sich Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) nicht qualifizieren konnte, ist Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) die einzige deutsche Starterin. Die 3.000-m-Hallen-Europameisterin von 2023 müsste in absoluter Topform sein und bräuchte etwas Glück, um den Sprung in das Finale zu schaffen.

 

 

10.000 m

Finale: 9. August, 20.55 Uhr

 

Mit einem famosen Weltrekord hat sich Beatrice Chebet in die Favoriten-Position geschoben. Die Kenianerin erreichte in dieser Saison als erste Frau eine Zeit von unter 29 Minuten (28:54,14). Chebet ist eine starke Wettkämpferin, die bereits zweimal den Cross-WM-Titel gewann und auch über 5 km auf der Straße Weltmeisterin wurde. Auf der Bahn wird sie in Paris erstmals in einem großen 10.000-m-Finale laufen. Die amtierende Weltmeisterin Gudaf Tsegay (Äthiopien) und die olympische Titelverteidigerin Sifan Hassen (Niederlande) – sofern sie diese Strecke läuft – sind starke Konkurrentinnen. Tsigie Gebreselama, Fotyen Tesfay (beide Äthiopien), Lilian Rengeruk und Margaret Kipkemboi (beide Kenia) könnten ebenso in den Medaillenkampf eingreifen. Auch über 10.000 m gibt es keine deutschen Starterinnen in Paris.

 

 

3.000 m Hindernis

Vorläufe: 4. August, 10.05 Uhr

Finale: 6. August, 21.10 Uhr

 

Das Hindernis-Finale verspricht einiges an Spannung. In starker Form präsentierten sich in dieser Saison die Olympiasiegerin von Tokio, Peruth Chemutai (Uganda), die mit 8:55,09 Minuten auch die Jahresweltbestenliste anführt, die Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia/8:44,32) und die Weltmeisterin des vergangenen Jahres, Winfred Yavi (Bahrain). Die US-Trials-Siegerin Valerie Constien, die sich auf 9:03,22 verbesserte, könnte ebenso in den Medaillenkampf eingreifen wie weitere Athletinnen aus Kenia und Äthiopien. Vielleicht hat auch die Europameisterin Alice Finot (Frankreich) vor heimischem Publikum eine Chance. Oder kann die erfahrene deutsche Rekordlerin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier/9:03,30) für eine Überraschung sorgen? Nach ihrer Schwangerschaft hat sie sich international mit einer Silbermedaille bei der EM ausgezeichnet wieder zurückgemeldet. Eine Olympia-Medaille wäre das Non-Plus-Ultra für Gesa Krause, aber es wird extrem schwer. Chancen auf die Final-Qualifikation haben auch Lea Meyer (Bayer Leverkusen) und Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier). In keinem anderen Bahn-Lauf-Wettbewerb stehen die deutschen Chancen so gut wie im Hindernisrennen der Frauen.

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: photorun.net, Diamond League, Marta Gorczynska

Gesa Krause ist eine weitere sehr starke Platzierung in einem großen Finale zuzutrauen. Foto: www.photorun.net