17. Januar 2019 | Marathon-News

Finisher Arthur Schönbein lässt sich von seinem Lieblingsmarathon inspirieren

Viele Menschen, die fünfzig Jahre alt werden, überfällt etwas Schwermut. Irgendwie ist die Hälfte des Lebens gelebt, man zieht Bilanz, wägt ab: Wars das schon? Kommt noch was? Und nicht wenige verfallen aufgrund solcher schweren Fragen in einen Zustand, den man Midlife Crisis nennt. Arthur Schönbein bestreitet, dass das auf ihn zutrifft. Dass er in diesem Jahr ebenfalls fünfzig Jahre alt geworden ist, „war kein Problem für mich“.

 

Trotzdem hat er eine nicht unerhebliche Korrektur in seinem Leben vorgenommen: Er hat begonnen, sich bewusster zu ernähren. Weniger Kohlehydrate, weniger Zucker, weniger Chips, weniger von allem also, was träge macht. Daraufhin wurde Schönbein immer agiler, verlor Gewicht, fühlte sich immer frischer, letztlich war er elf Kilogramm leichter. Von 82 auf knapp 71 Kilogramm – und das merkte der Darmstädter bei jedem Trainingslauf. Zügiger Schritt, schnelle Erholung, plötzlich spielte das Alter gar keine Rolle mehr. Selbst die langen Läufe in diesem Hitzesommer verkraftete Schönbein besser als je zu vor. Als liefe er in einem neuen Körper.

 

Wer mit derart neuer Energie bei seinem Lieblingsmarathon antritt, der kann ja nur schnell laufen. Und so war es auch. Seit 2004 ist Schönbein Starter beim Mainova Frankfurt Marathon, meist war er nach 3:45 Stunden im Ziel, oft mit schwerem Schritt und noch tagelang bleiernen Beinen. Doch in diesem Jahr war alles anders, sieht man von einem zweitägigen Zwacken in den Beinen ab. Selbst dort, wo bei den Hobbyläufern meist der große Kampf beginnt, also ab Kilometer 28, war Schönbein frisch unterwegs. Die Mainzer Landstraße, für die meisten eine besondere Herausforderung, erst recht, wenn der Gegenwind bläst, verlor in diesem Jahr für ihn ihren Schrecken. Schönbeins Körper machte, was der Kopf wollte: so schnell laufen, wie es nur ging.

 

Und so lief der Darmstädter Fotograf nach 3:26:12 Stunden durchs Ziel in der Festhalle. Das ist zwar knapp drei Minuten langsamer als Bestzeit – aber damals war er auch acht Jahre jünger. Daher ist sein Frankfurter Rennen von 2018 als höherwertiger einzustufen und der Beweis für ihn: Man kann seinem Alter mühelos davonlaufen.

Viele Menschen, die fünfzig Jahre alt werden, überfällt etwas Schwermut. Irgendwie ist die Hälfte des Lebens gelebt, man zieht Bilanz, wägt ab: Wars das schon? Kommt noch was?