Sabrina ist eigentlich schon ihr ganzes Leben lang Läuferin. Und doch gab es eine Zeit, in der sie vom Laufen nichts wissen wollte. Und das kam so: Als Sabrina ein kleines Mädchen war, hatte sie immer Lust auf Bewegung. Sie schwamm wie ein Fisch und fuhr gern Rad, aber das Laufen machte ihr am meisten Spaß. Zumal sie dabei schneller war als alle anderen. Im Sportverein nahm man sich dem vielversprechenden Talent an. Mit Erfolg – nach vier Jahren strengem Training wurde die damals 14-Jährige aus dem Siegerland Westfälische Meisterin über 2.000 Meter. So beginnen große Laufkarrieren. Doch die von Sabrina endete bald darauf, auf beinahe rätselhafte Weise. Nach einer Krankheit fand sie nicht wieder zu ihrer alten Form zurück, verlor den Mut und ein Stück ihres Selbstvertrauens. Das Leben, so schien es, hatte andere Pläne mit ihr. Sabrina wurde Mutter eines Sohnes und hatte als Alleinerziehende zu viel um die Ohren, um noch an Sport zu denken. Richtig gut ging es ihr damit jedoch nicht. Auf ein psychisches Tief folgte ein körperliches: ein Fahrradunfall im Jahr 2019 bescherte der heute 34-Jährigen ein kaputtes Schultergelenk und noch mehr Inaktivität. Sabrina grübelte viel. War sie nicht mal eine richtig gute Läuferin, die sich fit und stark gefühlt hatte? Wollte sie wirklich so weitermachen, als Couchpotato mit Übergewicht? Ihre erste mühevolle Laufrunde nach vielen Jahren bestritt sie mit ihrem Papa, der sie immer bei ihren sportlichen Ambitionen unterstützt hatte. Und die wurde zum Wendepunkt. Sabrina fand neue (Lauf-)Freunde und begann, Volksläufe zu absolvieren. Und sie wurde schneller. Und schneller. Und schneller. Nichts sollte sie mehr stoppen. Als sie im Jahr 2021 schwanger wurde, lief sie bis 2 Wochen vor der Geburt und knüpfte danach einfach wieder an die frühere Form an. Beim Halbmarathon in Berlin 2023 kam sie mit persönlicher Bestzeit von 1:27 ins Ziel. Das Marathon-Debüt beim Mainova Frankfurt Marathon 2023 glückte, trotz Infekt in der Vorbereitung, mit 3:31. Vereine klopften an. Aber das will Sabrina nicht mehr. „Ich möchte nur für mich laufen. Und für meine Kinder“, sagt sie. Leistung und Erwartungsdruck gehören für sie nicht zwingend zusammen. Viel wichtiger ist es ihr, andere zu motivieren, vor allem Frauen. Dafür hat die Skylinerunnerin eigens eine Lauftrainer-Lizenz erworben. Und auch an anderer Stelle kann Sabrina ihre Lauferfahrung einbringen: Nachdem sie ihren bisherigen Job an den Nagel gehängt hatte, berät sie heute Läuferinnen und Läufer im örtlichen Laufladen. Alles schien sich zu fügen. Doch dann kam diese Sache mit Sabrinas Knöchel, der immer öfter schmerzte. Und der sie schließlich dieses Jahr zwingt, sich eine Staffeldistanz statt den ganzen Marathon vorzunehmen. Nicht immer ist alles easy in Sabrinas Leben. Aber der Mut und das Selbstvertrauen, die einst verlorengingen – sie sind wieder da.
23. September 2024 | Marathon-News