26. November 2019 | Marathon-News

Gott golft, Jesus joggt und Paulus pumpt

Der Gottesdienst am Vorabend des Marathons ist für viele zu Institution geworden

 

Jedes Jahr ist der Blaue Saal am Vorabend des Mainova Frankfurt Marathon für viele Läufer ein besonderer Ort. Er ist ein Fixpunkt die Marathonis, die vor dem großen Lauf nochmal innehalten und sich besinnen möchten, um beim Ökumenischen Gottesdienst den Segen für den Renntag zu erhalten. Auch in diesem Jahr sind rund 100 Athleten aus dem In- und Ausland dem Angebot im ersten Stockwerk der Festhalle gefolgt.

 

Umrahmt wird die Feierstunde auch in diesem Jahr vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Eschborn, die liturgische Leitung liegt bei Gemeindereferentin Gabriele Braun und Pfarrer Peter Noss, die den Gottesdienst unter die Überschrift „Laufend gut… Gott golft, Jesus joggt und Paulus pumpt“ gestellt haben. Dass Religion und Sport im Alltag nah verbunden sind, zeigt Gabriele Braun, die am Sonntag wie einige andere Teilnehmer aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Konfessionen mit der interreligiösen Staffel „Frieden + Verständigung“ an der Startlinie steht. Peter Noss erinnert die Gemeinde daran, dass „wir uns das bewusst machen, was uns bewegt“. Zu spüren sei das in Spannung und Vorfreude.

 

Professor Dr. Dr. Stefan Schneider, Sportwissenschaftler an der Sporthochschule in Köln und Theologe, geht in seiner Predigt der Frage der Bewegung in der Bibel nach. Schmunzeln löst Schneider aus, als er die Passage aus der Weihnachtsgeschichte erwähnt, in der es heißt, dass die Hirten bei den Hürden stehen: „Die ist die erste Erwähnung des Hürdenlaufs.“ Doch der Sport komme in der Bibel nicht vor. „Die Erwerbstätigkeit war körperliche Arbeit, da benötigte man keinen Sport mehr, er war schwachsinnig. Wichtig waren Jagen, Sammeln und Nahrungsbeschaffung.“

 

Beim Lesen zwischen den Zeilen sei die Bibel aber doch ein Buch der Bewegung. „Das Volk Israel ist 40 Jahre durch die Wüste gezogen. David muss vor dem Kampf gegen Goliath geübt haben, denn er hat ihn mit dem Stein direkt an der Stirn getroffen.“ Schneider sagt, dass er die Stationen der Reisen Jesu mal bei Google Maps eingegeben habe: Jesus habe sich dabei mehr als 1100 Kilometer zu Fuß bewegt.
Aber trotz des geringen Sportanteils in der Bibel sollten die Kirchen auch heutzutage in Bezug auf Krankheiten, die durch Bewegungsmangel mitverursacht werden, aufmerksam sein.

 

„Es geht nicht nur um den körperlichen Aspekt der Gesundheit, der Sport kann alle Dimensionen der Gesundheit beeinflussen“, sagt Schneider. Dies werde bei Paulus deutlich, der von einer leiblichen Auferstehung ausgehe und davon, dass Leib und Seele untrennbar seien. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, sei mehr Bewegung notwendig.

 

Nach der aufklärerischen Predigt ist Katrin Glenz für die musikalische Überleitung verantwortlich. Sie trägt mit toller Stimme das Lied „Fields of Gold“ von Sting vor.

 

Den feierlichen Abschluss bildet der Läufersegen, mit dem die Marathonis wie jedes Jahr auf die 42,195 Kilometer lange Laufreise geschickt werden.

 

Dass der Laufklassiker am Main eine internationale Veranstaltung mit multikulturellem Charakter ist, spiegelt sich auch im Gottesdienst wider. Die Läufer ergreifen gerne die Gelegenheit, noch einmal Ruhe zu finden und durch die Predigt einen anderen Blick auf Marathon und Laufen zu erhalten.

Am Vorabend des Laufes durch Frankfurt fand der Gottesdienst im Blauen Salon statt! Rund 100 Gäste ließen sich inspirieren durch Predigt, Posaunen, Gebet und Gesang.