19. Oktober 2017 | Marathon-News

Hassan Kurt: der Rückwärtsläufer

Volle Kraft zurück! Retro-Runner Hassan Kurt wird im Läuferfeld für Aufsehen sorgen

 

Hassan Kurt ist voller Energie. Besonders, wenn er den Rückwärtsgang einlegt. Der 47-jährige Eschborner will den Mainova Frankfurt Marathon rückwärts laufen. Doch damit nicht genug: Frankfurt ist vielmehr sein Finale einer außergewöhnlichen Serie. Fünf Marathons innerhalb eines Monats will Kurt absolvieren. Alle rückwärts, versteht sich. Köln, München, Amsterdam, Dresden, Frankfurt lautet sein Fahrplan. „Natürlich laufe ich, weil es mir Spaß macht, aber wenn ich andere motivieren kann, ist es noch viel schöner. Es gibt mir Kraft, wenn ich Menschen begeistern kann“, erzählt Hassan.

Vorwärts hat Hassan bereits über 40 Marathons bewältigt. Nach gut zehn Jahren wollte er etwas anderes versuchen. 2012 kam ihm die Retro-Idee. Begonnen hat er zunächst mit kurzen Strecken. So hängte er immer wieder mal 500 Meter an einen „normalen“ Trainingslauf an. Er steigerte sich immer weiter, absolvierte beispielsweise den SkyRun im Messeturm Frankfurt über 60 Stockwerke und 1200 Treppenstufen rückwärts. Und Hassan hat sogar einen 100-km-Lauf im Rückwärtsgang zurückgelegt. Seine beiden ersten Marathons retour ist er in Frankfurt gelaufen. Bei der Premiere im Jahr 2013 brauchte er 5:43:36 Stunden, im vergangenen Jahr nur noch 5:12:22 Stunden. „Das Rückwärtslaufen hat mich selbstbewusster und gelassener gemacht. Man erweitert seine Grenzen“, beschreibt der Taxiunternehmer die Wirkung auf ihn. „Mein Motto ist: Du kannst mehr als Du denkst. Das will ich mit dem Rückwärtslaufen vermitteln.“

Bei Zuschauern und Läufern sorgt Kurt verständlicherweise für Aufsehen. Häufig wird er gefragt, ob er wirklich die gesamte Strecke rückwärts laufe. Inmitten des Teilnehmerfeldes leistet er, so seine Erfahrung, mentale Hilfestellung. „Durch das Rückwärtslaufen nehme ich den übrigen Teilnehmern eine Last von den Schultern. Sie denken dann: Wenn der es rückwärts schafft, dann muss es für mich doch vorwärts leicht funktionieren“, sagt Hassan.

Um die Lauf-Alternative populärer zu machen, hat der aus den kurdischen Gebieten in der Türkei stammende Sportfreak sogar einen eigenen Verein gegründet, die „Reverse Runners Hessen Eschborn“. „Probiert es auf einer geraden Strecke einmal aus. Es hat einen positiven Effekt“, rät er Interessierten. Selbstverständlich läuft Hassan im Training auch vorwärts. Dazu spielt er gerne Fußball, Tennis und Basketball. „Die Muskeln werden intelligenter, wenn man unterschiedliche Sportarten ausübt“, sagt er.

Die Ziele gehen ihm freilich nicht aus. Sie werden, sagt er, „über Jahre hin im Stillen festgelegt und verfeinert. Wenn sie aber einmal ausgesprochen sind, gibt es kein Zurück mehr.“ Nächstes Jahr im Mai will er erneut einen 100-Kilometer-Lauf schaffen und dabei die Frankfurter Kinderkrebs-Stiftung unterstützen. Davor wartet freilich seine Marathon-Challenge. „Einige Freunde“, erzählt Hassan, „haben angekündigt, dass sie in Frankfurt mit mir laufen wollen. Vielleicht nehmen sie Sekt und Gläser mit, damit wir anstoßen können.“

Volle Kraft zurück! Retro-Runner Hassan Kurt wird im Läuferfeld für Aufsehen sorgen