25. April 2019 | Running-News

Hochkarätiger London-Marathon mit Weltrekordler Eliud Kipchoge

In London findet am Sonntag der spitzensportliche Höhepunkt dieses Marathon-Frühjahrs statt. Kein anderes Rennen weltweit ist derart hochkarätig besetzt wie der London-Marathon, bei dem die Kenianer Eliud Kipchoge und Vivian Cheruiyot als Titelverteidiger ins Rennen gehen. Dabei werden die rund 750.000 Zuschauer, die jedes Jahr die Strecke von Greenwich zum Buckingham Palast säumen, hoffen, dass der britische Superstar Mo Farah den Weltrekordler Kipchoge herausfordern und vielleicht sogar für eine Überraschung sorgen kann.

 

Doch nicht nur spitzen- sondern auch breitensportlich ist der London-Marathon ein Trendsetter. Auf über 400.000 ist die Zahl derer angewachsen, die sich um eine Startnummer für das Lauf-Spektakel bewarben. Über eine Lotterie wurden gut 56.000 Startplätze verteilt. Am Ende dürften wie zuletzt wieder gut 40.000 Läufer das Ziel erreichen. Mehr und mehr Läufer verlassen sich allerdings nicht auf das Glücksspiel der Startplatz-Lotterie sondern laufen für einen guten Zweck. Gemeinnützige Organisationen bekommen eine größere Zahl an Startnummern garantiert. Diese werden dann an Läufer vergeben, die ihrerseits mit ihrem Lauf Spenden sammeln. Dabei kamen im vergangenen Jahr 63,7 Millionen Pfund (rund 73 Millionen Euro) zusammen. Seit der Premiere des London-Marathons wurden auf diese Weise bereits 955 Millionen Pfund (rund 1,1, Milliarden Euro) gesammelt. Die Veranstalter sind sich sicher, dass in diesem Jahr die Milliarden-Pfund-Grenze überschritten wird. Die Erfolge dieses „Charity-Running“ sind einmalig in der Welt.

 

Das Rennen der Männer

 

Elf seiner zwölf Marathonrennen hat Eliud Kipchoge gewonnen. Der Kenianer, der 2016 Olympiasieger wurde und im vergangenen Jahr in Berlin den Weltrekord auf 2:01:39 Stunden verbesserte, trifft am Sonntag auf den einzigen Läufer, der ihn über die 42,195 km bisher bezwingen konnte: Sein Landsmann Wilson Kipsang gewann 2013 in Berlin in der damaligen Weltrekordzeit von 2:03:23. Beide zusammen haben in London sechs der zehn schnellsten je bei diesem Rennen gelaufenen Zeiten erzielt. Auch das beweist ihre Ausnahmestellung.

 

Allerdings war Wilson Kipsang zuletzt nicht mehr in Bestform, so dass einige andere Läufer am Sonntag stärker einzuschätzen sind: Neben den beiden Äthiopiern Mosinet Geremew, der im vergangenen Jahr den Dubai-Marathon in 2:04:00 Stunden gewonnen hatte, und Shura Kitata, der in London 2018 Rang zwei hinter Kipchoge mit 2:04:49 belegte hatte, ist dies vor allem Mo Farah. Der britische Olympiasieger über 5.000 und 10.000 m gewann im vergangenen Oktober den Chicago-Marathon und steigerte sich dort auf die Europarekordzeit von 2:05:11. Er war vor einem Jahr Dritter in London.

 

Am Sonntag dürfte es jedoch ein anderes Rennen geben als zuletzt. In den vergangenen Jahren wurde in London immer wieder versucht, den Weltrekord anzugreifen. Dadurch war das Tempo in der ersten Hälfte enorm schnell. Nachdem Kipchoge diese Marke in Berlin nun so deutlich auf 2:01:39 verbessert hat, wird es in London kaum einen erneuten Versuch geben. Ein solches Tempo könnte sicher nur Eliud Kipchoge laufen. Wahrscheinlich ist, dass die Tempomacher so eingestellt werden, dass eine Gruppe von Läufern möglichst lange zusammen bleibt. Dann könnte Mo Farah versuchen, Eliud Kipchoge herauszufordern. Es kann aber auch passieren, dass der Kenianer zu einem früheren Zeitpunkt auch die Tempomacher hinter sich lässt. In jedem Fall ist ein spannendes Rennen zu erwarten.

 

Das Rennen der Frauen

 

Ein Quartett aus Kenia kann in London für Furore sorgen: Mary Keitany, Gladays Cherono, Vvian Cheruiyot und Brigid Kosgei. Es wäre eine Überraschung, wenn die Siegerin nicht eine dieser vier Läuferinnen wäre. Denn Äthiopiens Superstar Tirunesh Dibaba (Bestzeit: 2:17:56) hat ihren Start vor kurzem aus persönlichen Gründen abgesagt. Näheres dazu ist nicht bekannt.

 

Mary Keitany hatte den London-Marathon vor zwei Jahren mit einem Afrika-Rekord von 2:17:01 Stunden gewonnen. Im vergangenen Jahr wollte sie in London den Weltrekord der Britin Paula Radcliffe (2:15:25) angreifen, übernahm sich dabei jedoch und kam schließlich nur als Fünfte ins Ziel. Mit einem Sieg in New York meldete sich Keitany im November wieder zurück.

 

War Mary Keitany vor einigen Jahren die einzige Athletin, der man es zutraute, in die Zeitbereiche von Paula Radcliffe zu laufen, hat sich dies inzwischen geändert. Es gibt ein paar Athletinnen, die inzwischen Ergebnisse von 2:17 und 2:18 Stunden erreicht haben. Drei von ihnen sind am Sonntag am Start: Gladys Cherono steigerte sich im vergangenen September beim Berlin-Marathon auf hochkarätige 2:18:11 Stunden, Vivian Cheruiyot gewann in London 2018 mit 2:18:31 und Brigid Kosgei siegte in Chicago im Oktober mit 2:18:35. Kosgei zeigte in diesem Jahr bereits zwei hochkarätige Halbmarathonrennen: Sie gewann in Houston und Bahrain. Mit 65:28 Minuten führt Brigid Kosgei auch die Jahresweltbestenliste im Halbmarathon an.

 

Deutsche Topläufer sind in London am Sonntag nicht am Start.

 

 

Die Topläufer und ihre Bestzeiten

 

Männer:

Eliud Kipchoge           KEN    2:01:39

Wilson Kipsang          KEN    2:03:13

Mosinet Geremew      ETH    2:04:00

Leule Gebrselassie    ETH    2:04:02

Tamirat Tola               ETH    2:04:06

Mule Wasihun            ETH    2:04:37

Shura Kitata               ETH    2:04:59

Mo Farah                    GBR    2:05:11

Daniel Wanjiru            KEN    2:05:21

Abraham Kiptum        KEN    2:05:26

Henryk Szost              POL    2:07:39

Dewi Griffiths              GBR    2:09:49

Michel Butter              NED    2:09:58

Callum Hawkins         GBR    2:10:17

Bashir Abdi                 BEL     2:10:46

 

Frauen:

Mary Keitany              KEN    2:17:01

Gladys Cherono         KEN    2:18:11

Vivian Cheruiyot         KEN    2:18:31

Brigid Kosgei              KEN    2:18:35

Roza Dereje               ETH    2:19:17

Birhanu Dibaba          ETH    2:19:51

Haftamnesh Tesfay    ETH    2:20:13

Yuka Ando                  JPN     2:21:36

Tadelech Bekele        ETH    2:21:40

Linet Masai                 KEN    2:23:46

Sinead Diver               AUS    2:25:19

Carla Rocha               POR    2:25:27

Molly Huddle              USA    2:26:44

Sonia Samuels           GBR    2:28:04

Lilia Fisikovici             MDA   2:28:26

Charlotte Purdue        GBR    2:29:23

Lily Partridge              GBR    2:29:24

Emily Sisson               USA    Debüt

 

 

Die schnellsten je in London gelaufenen Zeiten

 

Männer

2:03:05            Eliud Kipchoge           KEN    2016

2:03:51            Stanley Biwott            KEN    2016

2:04:17            Eliud Kipchoge           KEN    2018

2:04:29            Wilson Kipsang           KEN    2014

2:04:40            Emmanuel Mutai        KEN    2011

2:04:42            Eliud Kipchoge           KEN    2015

2:04:44            Wilson Kipsang           KEN    2012

2:04:47            Wilson Kipsang           KEN    2015

2:04:49            Shura Kitata                KEN    2018

2:04:55            Stanley Biwott            KEN    2014

 

Frauen

2:15:25            Paula Radcliffe          GBR    2003

2:17:01            Mary Keitany              KEN    2017

2:17:42            Paula Radcliffe          GBR    2005

2:17:56            Tirunesh Dibaba         KEN    2017

2:18:31            Vivian Cheruiyot         KEN    2018

2:18:37            Mary Keitany              KEN    2012

2:18:56            Paula Radcliffe          GBR    2002

2:19:19            Mary Keitany              KEN    2011

2:19:36            Deena Kastor             USA    2006

2:19:50            Edna Kiplagat             KEN    2012

 

Text und Statistik: race-news-service.com

Fotos: Virgin Money London Marathon

Vivian Cheruiyot triumphierte bereits vor einem Jahr in London. Foto: Virgin Money London Marathon
Eliud Kipchoge will in London weiter ungeschlagen bleiben. Foto: Virgin Money London Marathon
Über 40.000 Läufer dürften in London am Sonntag das Ziel erreichen. Foto: Virgin Money London Marathon