22. März 2018 | Running-News

Kamworor strebt Titel-Hattrick an, Scherl einzige Deutsche bei Halbmarathon-WM

Geoffrey Kamworor geht bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften, die am Sonnabend in Valencia stattfinden, auf die Jagd nach einem seltenen Hattrick: Der Kenianer könnte diesen WM-Titel zum dritten Mal in Folge gewinnen. Beim Männerrennen dieser Titelkämpfe, die 1992 erstmals stattfanden, ist dies bisher erst einem Athleten gelungen: Zersenay Tadese (Eritrea) siegte von 2006 bis 2009 sogar viermal in Folge. Auch bei den Frauen kommen fast alle großen Favoritinnen aus Kenia. Hier geht mit Joyciline Jepkosgei die aktuelle Weltrekordlerin ins Rennen (64:51 Minuten). Mit Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) ist der Deutsche Leichtathletik-Verband zum ersten Mal seit vielen Jahren zumindest mit einer Athletin wieder bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften vertreten.

 

Erst 25 Jahre alt hat Geoffrey Kamworor diesen Halbmarathon-WM-Titel trotzdem bereits zweimal gewonnen: 2014 siegte er in Kopenhagen, zwei Jahre später triumphierte er in Cardiff trotz eines Sturzes unmittelbar nach dem Start. Der Kenianer, dessen Bestzeit bei 58:54 Minuten steht, hat sich langfristig auf die WM in Valencia vorbereitet und trifft auf drei weitere Athleten, die bereits unter 59 Minuten gelaufen sind und dabei sogar etwas schneller waren als er: Der aus Kenia stammende und für Bahrain startende Abraham Cheroben ist mit 58:40 der schnellste Läufer auf der Startliste. Seine Bestzeit ist nur 17 Sekunden vom Weltrekord entfernt (58:23). Die Kenianer Jorum Okombo (58:48) und Alex Korio (58:51) sind ebenfalls bereits unter 59 Minuten gelaufen. Verletzungsbedingt fehlt dagegen ihr Landsmann Bedan Karoki, der im Februar den Ras Al Khaimah-Halbmarathon in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 58:42 gewonnen hatte. Bei diesem Rennen hatte sich Jemal Yimer als Zweiter auf 59:00 verbessert. Er dürfte der stärkste äthiopische Läufer in Valencia sein.

 

Während der Brite Mo Farah nicht starten wird, läuft auch Europas neuer Laufstar Sondre Moen (Norwegen) nicht bei dieser WM. Dafür aber könnte ein Schweizer Aufsteiger für eine starke Leistung gut sein: Julien Wanders hatte in Barcelona im Februar als Zweiter mit 60:09 Minuten den Schweizer Rekord gebrochen.

 

Bei den Frauen sind die beiden schnellsten Läuferinnen auf der Startliste auch die beiden großen Favoritinnen: Die Kenianerin Joyciline Jepkosgei war im vergangenen Oktober auf der schnellen Strecke des Valencia-Halbmarathons mit 64:51 Minuten Weltrekord gelaufen. Ihre Landsfrau Fancy Chemutai gewann im Februar den Ras Al Khaimah-Halbmarathon mit 64:52 und verpasste dabei den Weltrekord um nur eine Sekunde. In diesem Rennen litt Jepkosgei unter einer Erkältung und kam dadurch nicht über Platz fünf hinaus. Noch drei weitere Läuferinnen gehen in Valencia mit Bestzeiten von unter 67 Minuten an den Start: Die aus Kenia stammende Eunice Chumba (Bahrain) erreichte bisher 66:11, die Kenianerinnen Ruth Chepngetich und Mary Wacera Ngugi liefen bereits Zeiten von 66:19 beziehungsweise 66:29. Einige Top-Halbmarathonläuferinnen verzichten aufgrund ihrer Vorbereitungen auf einen Frühjahrs-Marathon allerdings auf diese WM. Darunter ist auch die Kenianerin Mary Keitany.

 

Die hochklassig besetzten Titelkämpfe sind alles andere als das Lieblingskind der deutschen Langstreckenläufer. In diesem Jahrtausend starteten überhaupt erst vier Mal deutsche Athleten bei dieser WM. Während die Halbmarathon-WM früher jährlich stattfand, wird sie seit 2010 im Zwei-Jahres-Rhythmus und im Wechsel mit den Crosslauf-Weltmeisterschaften veranstaltet. 2012 war zum letzten Mal eine deutsche Läuferin bei der Halbmarathon-WM dabei: Sabrina Mockenhaupt lief damals auf einen beachtlichen elften Rang. Eine solche Platzierung wird für Anja Scherl in Valencia sicher außer Reichweite liegen. Doch immerhin stellt sich die 31-Jährige, die 15 Tage später auch einen Start bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Hannover plant, der starken internationalen Konkurrenz.

 

Text: race-news-service.com

Foto: photorun.net

Mit blutigen Knien lief Geoffrey Kamworor vor zwei Jahren in Cardiff nach einem Sturz noch zum Sieg.