In Frankfurt geht es von Streckenfest zu Streckenfest – mit vielen Musikern mit Wiedererkennungswert am Straßenrand
Eine europäische Musikhauptstadt gibt es zwar nicht, aber wenn die Wahl am letzten Oktobersonntag stattfinden sollte, wäre die Antwort klar: Es muss Frankfurt sein. Am Marathonsonntag erlebt die Mainmetropole ihr größtes Open-Air-Festival: DJs von Techno bis Pop, Bands von Samba bis Reggae und Orchester von Blas- bis Streichmusik geben dem Marathon seinen einzigartigen Klang. Die Streckenfeste entlang der 42,195 Kilometer sind eines der Markenzeichen des Mainova Frankfurt Marathon und haben ihm den Ruf eingebracht, nicht nur das größte Lauf-, sondern auch Musikereignis des Jahres der Stadt zu sein.
Wo die Läufer auch sind zwischen Innenstadt und Höchst, Sachsenhausen und Europaviertel, es geht von einem Hotspot zum nächsten. In Schwanheim wartet beispielsweise die Musikinstitution des Marathons schlechthin. Heinz Berg, seit 1993 an Kilometer 22 des Laufs für die Unterhaltung und die Motivation der Läufer zuständig und ein hessisches „Unikat“, wie er von manchen genannt wird. „Ich spiele jedes Jahr ein wildes Programm“, erzählt Berg in tiefem hessischem Idiom. „Auch in einer gewissen Lautstärke und Power.“ Seine Frau Doris Bilz ist dabei stets seine Begleitung. „Die Läufer erkennen uns inzwischen“, sagt sie stolz. Dabei sind weder Heinz Berg noch Doris Bilz je Marathon gelaufen. Beim Geburtstag eines Freundes 1993 sei die damalige Werbeagentur des Marathons auf Heinz Berg zugekommen und habe ihm angeboten, beim Marathon zu spielen. Seitdem hat er seinen Platz nicht mehr aufgegeben. „Der Frankfurt Marathon ist eine einmalige Sache, die kein Musiker ablehnen kann – da geht die Post ab“, sagt Berg, der musikalische Polyglott, der von der Querflöte bis zum Saxophon und der Gitarre diverse Instrumente beherrscht. Einige Klassiker seien jedes Jahr Teil seines Repertoires. Zum Beispiel Highway Star von Deep Purple oder I Can’t Get No Satisfaction der Rolling Stones.“
Dass der Marathon auch unter den Musikern ein besonderer Tag im Kalender ist, zeigt sich an der Rückmeldung der Bands und Acts für das Folgejahr. Mehr als 80 Prozent der Künstler und Bands bleiben dem Marathon aus dem Vorjahr erhalten – und Nachfolger für die freien Plätze zu finden, ist nicht schwer. Der besondere Wiedererkennungswert der Frankfurter Streckenfeste macht sich bei Läufern und Zuschauern gleichermaßen bemerkbar. Die Big Band St. Mauritius, ein Ensemble aus Blasinstrumenten, Klavier, Gitarre und Schlagzeug, tritt seit gut 20 Jahren beim Marathon auf, ebenfalls in Schwanheim. „Neben unseren zwei Konzerten im Jahr ist der Marathon die größte Veranstaltung“, sagt Sandra Schilb, die für die Organisation der Band zuständig ist. „Die Leute kommen nicht nur um die Läufer anzufeuern, sondern auch um unsere Musik zu hören“, das habe sie über die Jahre bemerkt. „Und auch die Läufer bleiben teilweise stehen und machen ein Foto mit uns“.