15. Dezember 2017 | Marathon-News

#marathongirl Saskia Rutz (Zielzeit: 4:04:12)

Saskia Rutz: Die Marathonreisende
Der Laufklassiker am Main war schon ihr siebter Marathon. Aber die große Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt Saskia Rutz immer wieder, wenn sie irgendwo auf der Welt 42,195 Kilometer angeht. So nach unter anderm Dublin, New York, Paris und Berlin auch in Frankfurt. Ein Beispiel: “Bei Kilometer 37 war ich überladen mit Emotionen: Freude darüber, meine Familie zu sehen; Frust, weil man gerade an der Festhalle vorbei gerannt ist, aber noch eine lange Schleife rennen muss; Erleichterung, weil ich bis dahin die Pace durchziehen konnte und eine Zeit knapp unter vier Stunden immer noch in Sicht war; Ärger weil der Wind wie verrückt blies; Faszination vom ganzen Erlebnis und den vielen Zuschauern“, erzählt Saskia. Die 39-Jährige ist in Belgien geboren, lebt in der Ostschweiz, betreibt mit ihrem Mann eine Käserei, hat zwei Kinder im Alter von 7 und 9 Jahren und gibt nebenher noch Kinderturnen-Kurse. Mit dem Laufen schafft sie sich kleine Inseln im Alltag. Wenn die Kinder in den Schulbus eingestiegen sind, schnürt sie schon die Laufschuhe. Für die langen Läufe am Wochenende klingelt der Wecker schon zwischen 5 und 6 Uhr – damit Saskia zum Frühstück mit der Familie wieder daheim ist. “Die Zeit für mich zu haben, draußen in der Natur zu sein. Ich liebe es, die Schritte zu hören, den Puls und die Atmung so intensiv zu spüren. Ich liebe das Gefühl während und nach dem Lauf”, sagt Saskia, die sich in Frankfurt gemeinsam mit ihren Kindern beim Brezellauf powered by interAir für den großen Tag einstimmte. Zumal sie sich schon mal an die Windböen gewöhnen und die Kids schon mal Marathonluft schnuppern konnten. Die ersten 10 Kilometer empfand die Powerfrau noch wie eine Sightseeing-Tour durch die Bankenstadt. Immer wieder tauchte ihre Familie zum Anfeuern am Straßenrand auf. Doch als bei Kilometer 38 sie der Zugläufer mit dem 3:59-Ballon überholte, setzte Saskia alles auf eine Karte: Dranbleiben, um wieder einen Marathon unter vier Stunden zu finishen. Was von diesem Moment an bis zum Zieleinlauf passierte, kann sie am besten selbst schildern: “Der Kopf steuerte die Beine und ich rannte in der Gruppe mit…und in die Wand. ‚The Wall‘ – da war sie. Ich konnte kaum noch atmen und hatte Angst mich in die Hyperventilation hineinzusteigern. Ich nahm eine Gehpause und mir wurde kalt und schwindelig. Da war’s, aus der Traum wieder unter 4 Stunden zu laufen. Aber diese Medaille, diesen roten Teppich, diese Festhalle. Ich würde sie mir nicht nehmen lassen! Also bedeckte ich meine Uhr mit meinem T-shirt und versprach mir, es laufend ins Ziel zu schaffen. Als die Strecke links abbog in Richtung Ziel, schossen mir die Tränen ins Gesicht. Selten war ich so von Emotionen übermannt wie da. Atmen. Atmen. Und dann war sie da: die Festhalle! Was für ein Ziel. Spektakulär! Am Abend kamen dann die Nachrichten der anderen Marathongirls, alle hatten es ins Ziel geschafft. Freude pur! Wir schicken uns noch Fotos unserer Medaillen.“ Dass Saskia 4:04:12 Stunden gebraucht hatte, war an einem Tag wie diesem schon längst nicht mehr wichtig.

Saskia Rutz: Die Marathonreisende