18. April 2018 | Running-News

Queen startet London-Marathon, Kipchoge und Keitany favorisiert

London steht am Sonntag im Zeichen des Marathonlaufes. Und selbst die königliche Familie ist so eng in das Rennen eingebunden wie nie zuvor: Erstmals wird die Queen das Startsignal für den sicherlich bestbesetzten Marathon des Jahres geben. Allerdings wird sie dafür nicht quer durch die Stadt zum Startpunkt in Greenwich fahren sondern auf dem Gelände des Schlosses Windsor um 10 Uhr das Signal geben. Im Ziel am Buckingham Palast übernimmt dann einmal mehr Prinz Harry die Siegerehrung.

 

Auch wenn mit den Kenianerinnen Gladys Cherono (Bestzeit: 2:19:25) und Brigid Kosgei (2:20:22) sowie der Ex-Weltmeisterin Mare Dibaba (Äthiopien/2:19:52) drei Athletinnen im Rennen sein werden, die bereits absolute Weltklassezeiten gelaufen sind, so werden auch sie unter normalen Umständen die beiden großen Favoritinnen nicht gefährden können. Denn Titelverteidigerin Mary Keitany (Kenia) und die dreifache Langstrecken-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba (Äthiopien) sind eine Klasse für sich.

 

Nachdem sie im vergangenen Jahr in London den Afrika-Rekord auf 2:17:01 Stunden verbessert hatte – und damit auch einen Weltrekord für reine Frauen-Rennen aufgestellt hatte – will Mary Keitany am Sonntag einen Weltrekordversuch starten. Dabei geht es dann um die Marke von Paula Radcliffe. Die Britin hatte den London-Marathon 2003 in bis heute unerreichten 2:15:25 Stunden gewonnen.

 

Im vergangenen Herbst hatte sich Mary Keitany beim New York-Marathon überraschend mit Platz zwei hinter Shalane Flanagan (USA) abfinden müssen, doch ihr Halbmarathonrennen in Ras Al Khaimah zeigte, dass sie zurück zur Topform gefunden hat. Im Februar war sie bei dem Lauf in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Zweite mit 64:55 Minuten eine absolute Spitzenzeit gerannt.

 

Tirunesh Dibaba ist dagegen seit ihrem Marathon-Sieg in Chicago im Oktober nicht mehr an den Start gegangen. Die große Herausforderin von Mary Keitany hat im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie nach ihrem Wechsel von den Bahn-Langstrecken auf die Straße auch im Marathon ganz Großes erreichen kann. In London war sie vor einem Jahr hinter Keitany Zweite mit 2:17:56 Stunden, in Chicago gewann sie dann in 2:18:31.

 

Auch bei den Männern kommt der Favorit aus Kenia und der schärfste Rivale könnte ein Äthiopier sein. Eliud Kipchoge hat bis auf ein Rennen (Berlin 2013) alle seine Marathonläufe gewonnen. Der Kenianer könnte zum dritten Mal nach 2015 und 2016 den London-Marathon gewinnen. Vor einem Jahr ging er an der Themse nicht an den Start, weil er stattdessen unter nicht ganz regulären Bedingungen einen Angriff auf die Zwei-Stunden-Barriere startete. Dabei erreichte Kipchoge auf dem Formel-1-Kurs von Monza eine famose Zeit von 2:00:25.

 

Ende September gewann Eliud Kipchoge bei sehr regnerischem Wetter den Berlin-Marathon, verpasste aufgrund der schlechten Bedingungen jedoch den avisierten Weltrekord (2:02:57 Stunden) um gut eine halbe Minute. Diese Marke zu brechen, ist weiterhin sein Ziel. In London kam er vor zwei Jahren bis auf acht Sekunden an die Bestzeit heran.

 

Einer, der ihm zuletzt in Berlin überraschend bis zum Schluss Paroli bot, war der Debütant Guye Adola. Der Äthiopier lief erstaunliche 2:03:46 und könnte Kipchoge am Sonntag erneut herausfordern. Die besten Chancen Kipchoge zu schlagen, hat unter normalen Umständen jedoch Kenenisa Bekele. Der Äthiopier besitzt die beste Grundschnelligkeit, schließlich hält er nach wie vor die Weltrekorde über 5.000 und 10.000 m. Doch es ist nicht bekannt, in welcher Form Bekele ist. Abzuwarten bleibt, inwieweit Titelverteidiger Daniel Wanjiru (Kenia) nochmals in London überraschen kann.

 

Und dann bleibt noch die Frage: Was kann Mo Farah? Der britische Serien-Weltmeister und -Olympiasieger über 5.000 und 10.000 m konzentriert sich im letzten Teil seiner Karriere nun voll auf die Marathondistanz. Vor vier Jahren lief er bei seinem Debüt in London 2:08:21 Stunden und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. „Ich will den britischen Rekord angreifen und sehen, was ich noch erreichen kann“, sagte Mo Farah am Dienstag, nachdem er kurz zuvor aus seinem Höhentrainingslager in Äthiopien zurückgekehrt war. Die britische Bestzeit hält seit 1985 der Waliser Steve Jones mit 2:07:13. „Es ist ein schönes Gefühl, nicht als Favorit an den Start zu gehen. Dadurch gibt es weniger Druck“, sagte Mo Farah, der sich „im richtigen Rennen und mit dem richtigen Tempo“ eine Zeit von 2:04 oder 2:03 Stunden zutraut. Es wäre aber eine Überraschung, wenn ihm dies schon am Sonntag in seinem zweiten Marathon gelingen würde.

 

Ausgewählte Favoriten mit Bestzeiten:

 

Männer:

Kenenisa Bekele        ETH    2:03:03

Eliud Kipchoge           KEN    2:03:05

Guye Adola                ETH    2:03:46

Stanley Biwott            KEN    2:03:51

Abel Kirui                    KEN    2:05:04

Lawrence Cherono     KEN    2:05:09

Daniel Wanjiru            KEN    2:05:21

Shura Kitata               ETH    2:05:50

Bedan Karoki              KEN    2:07:41

Ghirmay Ghebreslassie  ERI 2:07:46

Amanuel Mesel          ERI      2:08:17

Mo Farah                    GBR    2:08:21

Alphonce Simbu         TAN    2:09:10

 

Frauen:

Mary Keitany              KEN    2:17:01

Tirunesh Dibaba         ETH    2:17:56

Gladys Cherono         KEN    2:19:25

Mare Dibaba               ETH    2:19:52

Brigid Kosgei              KEN    2:20:22

Tigist Tufa                   ETH    2:21:52

Tadelech Bekele        ETH    2:21:54

Rose Chelimo             BRN    2:22:51

Vivian Cheruiyot         KEN    2:23:35

 

Text: race-news-service.com

Foto: Virgin Money London Marathon

Yuki Kawauchi gewinnt sensationell den Boston-Marathon. Foto: www.photorun.net